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Live bei: Powerwolf „The Monumental Mass – A Cinematic Metal Event“ Livestream (17.12.2021)

Die heilige Heavy Metal Messe mit Film-Qualitäten.

VON AM 31/12/2021

In letzter Zeit summieren sich die Online-Streams. Während einige Bands noch den Anschein eines Live-Events aufrecht erhalten wollen, gehen die Power Metaller von Powerwolf einen anderen Weg. Ihr VOD-Stream trägt den Untertitel „A Cinematic Metal Event“ und genau das ist es auch: Weniger eine Aufzeichnung eines Konzerts und mehr ein vollwertiger Film.

Das cineastische Werk ist in vier thematische Kapitel unterteilt, welche die Geschichte eines jungen Mönchs erzählen, der Powerwolf verfällt. Dabei wird jedes Chapter mit einer Filmsequenz eingeleitet auf die dann vier oder fünf Songs der Band aus Saarbrücken folgen. Und die Show kann sich wirklich sehen lassen: Von Feuer und Pyro über brennende und freizügige Outfits bis hin zu Bühnen- und Kamerawechseln ist alles dabei.

Powerwolfs Online-Event: Was fürs Auge…

Im Laufe des Sets ändern sich sowohl die Kostüme als auch die Bühnen selbst. Diese scheinen in einem großen Raum vor einem riesigen, gebogenen Greenscreen zu stehen, der es ermöglicht, die Hintergründe mehrfach zu wechseln. So macht es den Anschein, als würden Powerwolf an verschiedenen Orten performen.

Powerwolf
Foto: Christian Ripkens
Powerwolf
Foto: Christian Ripkens

Unterstützt wird das Ganze durch die wechselnden Spielflächen – mal ist es eine Bühne mit Podest zwischen Kirchen-Ruinen, ein anderes Mal stehen die Mannen auf einer kreuzförmigen Bühne und wiederum ein anderes Mal sind Felsen à la Stonehenge aufgebaut. Auch wenn sich die aufwendig gestalteten Hintergrundbilder schnell wechseln lassen, werden alle Beteiligten wohl mehrere Drehtage gebraucht haben, um die unterschiedlichen Settings aufbauen und in verschiedenen Kamera-Einstellungen abdrehen zu können.

… und was fürs Ohr

Jedes der vier Kapitel dauert etwa 20 Minuten, wodurch uns Powerwolf mit einer Spielzeit von insgesamt einer Stunde und 20 Minuten beglücken. Der Sound ist top, auch wenn manche der Songs doch ein bisschen anders als auf Platte klingen. Das mag an der unterschiedlichen Abmischung liegen, fällt aber nicht negativ auf.

Powerwolf
Foto: Christian Ripkens
Powerwolf
Foto: Christian Ripkens

In puncto Songauswahl haben sich Powerwolf ordentlich Gedanken gemacht und ein interessantes Konzept erarbeitet. Strukturiert ist die Setlist nach vier Chaptern: Temptation, Sin, Confession und Forgiveness. Passend zu jedem Kapitel hat sich der Fünfer Songs aus dem eigenen Kanon ausgewählt. So ist von taufrischen Tracks des diesjährigen Albums „Call Of The Wild“ bis hin zu Klassikern der Kombo, die einfach nicht fehlen dürfen, alles dabei.

Insgesamt macht das Event Freude beim Zuschauen und Zuhören. Hoffentlich kommt das Ding auch auf DVD oder Blu-ray raus – lohnen würde es sich allemal.

Kapitel 1: Versuchung

Bevor es mit den ersten schwermetallischen Klängen losgeht, wird die Geschichte eines jungen Mönchs eingeführt, der die Powerwolf-Bibel überreicht bekommt. Ihm fallen einzelne Blätter daraus in die Hände, woraufhin seine Neugierde geweckt ist. Zeitgleich marschiert die Kombo mit Fackeln in die Halle ein. Los geht’s auf einer Bühne, die an eine Kirchenruinen erinnert, mit dem Song „Faster Than the Flame“. Dazu müssen natürlich ordentlich Feuer und Flammen her. Nahtlos geht es weiter mit „Venom of Venus“. Dabei tauchen Frauen auf der Bühne auf, die brennende Flügel tragen – Wie cool ist das denn bitte?!

Powerwolf
Foto: Christian Ripkens
Powerwolf
Foto: Christian Ripkens

Auf „Stossgebet“ folgt „Demons Are a Girl’s Best Friend“, worüber sich besonders Sänger Attila Dorn gefreut haben dürfte, denn währenddessen wird er von Nonnen umgeben, die sich im Laufe des Songs ihrer Roben entledigen und ihn in aufreizender Unterwäsche umgarnen. Allzu lange kann er den Anblick nicht genießen, denn schon geht es weiter mit dem nächsten Chapter.

Kapitel 2: Sünde

Der junge Mönch gibt sich der Sünde hin und ließt ausgiebig in der Powerwolf’schen Bibel. An die christliche Symbolik angelehnt, performt die Band nun auf einem kreuzförmigen Bühnenaufbau. In einer Zwischensequenz ist ein Kardinal zu sehen, der von Nonnen umgeben ist. Passend dazu geht es weiter mit „Cardinal Sin“, bei dem besagter Kardinal auch auf die Bühne kommt und mit dem Fronter der Kombo einen Konflikt austrägt. Es folgen „Resurrection by Erection“ und „We Drink Your Blood“, bei dem ein Kelch gereicht wird. Zum Abschluss des Abschnitts beten Nonnen die Musiker von Powerwolf bei „Glaubenskraft“ an – da könnte man sich auch schlimmere Jobs vorstellen.

Kapitel 3: Beichte

Zeit, sich von der Sünde reinzuwaschen. Der junge Mönch verbrennt Seiten aus dem altehrwürdigen Buch. In diesem Sinne: „Fire And Forgive“! Der Powerwolf-Fronter tritt bei „Beast of Gévaudan“ mit einer Dornenkrone auf dem Kopf und einem weißen Gewand auf, das rein zufällig der Vorstellung eines Person gewordenen Jesus entspricht.

Powerwolf
Foto: Christian Ripkens

Während es bei „Incense & Iron“ noch zu Explosionen am Mikrofon kommt, wird es mit „Where the Wild Wolves Have Gone“ etwas ruhiger. Obwohl Falk Maria Schlegel ansonsten gerne in die Tasten einer großen, aus den Pfeifen Feuer speienden Orgel haut, hat er sich hierfür nun an eine kleinere Variante gesetzt.

Kapitel 4: Vergebung

Nun treffen Mönch und Powerwolf aufeinander. Zwischen den letzten Songs des Sets erhält der junge Mönch von Sänger Attila, alias Hohepriester, eine PW-gebrandete Hostie sowie eine Kette mit einem großen Logo der Band als Anhänger. Er ist nun ein offizieller Powerwolf-Jünger. Mit „Armata Strigoi“ beenden sie die Show. In einer letzten Sequenz wird der Mönch von Albträumen heimgesucht und ist sich nach dem Aufwachen nicht mehr sicher, ob all das Realität war. Die Kette samt Powerwolf-Anhänger gibt ihm Antwort.

Lange Rede, kurzer Sinn: Lohnt sich!

Wie bei einem echten Konzert verabschieden sich die Mannen von Powerwolf von den Zuschauenden. Die Freude und Erleichterung über das Ende des Mammut-Projekts ist ihnen anzumerken, irgendwann schwinden doch die Kräfte. Besonders Matthew Greywolf kann aufatmen, denn er hat sich das Konzept und Screenplay überlegt und darf mit der Leistung seiner Truppe mehr als zufrieden sein.

Powerwolf
Foto: Christian Ripkens
Powerwolf
Foto: Christian Ripkens

Und auch die Leute vor den Bildschirmen dürften sich über das Endergebnis freuen, denn das cineastische Projekt ist wirklich gut gelungen. Einen Film an mehreren (Dreh-)Tagen zu produzieren bietet andere Möglichkeiten als eine Show, die an einem Abend durchgezogen werden muss. Das Potenzial haben Powerwolf definitiv genutzt und ein sehenswertes und abwechslungsreiches Event auf die Beine gestellt.

Tracklist:

Chapter I: Temptation
Faster Than the Flame
Venom of Venus
Stossgebet
Demons Are a Girl’s Best Friend

Chapter II: Sin
Dancing With the Dead
Cardinal Sin
Resurrection by Erection
We Drink Your Blood
Glaubenskraft

Chapter III: Confession
Fire and Forgive
Beast of Gévaudan
Incense & Iron
Where the Wild Wolves Have Gone

Chapter IV: Forgiveness
Amen & Attack
Army of the Night
Blood for Blood (Faoladh)
Armata Strigoi

Beitragsbild: Christian Ripkens

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