Live

PunkrockRock

Live bei: KMPFSPRT und Shoreline in Bochum (14.04.2022)

Ein gelungener Testlauf für das Live-Jahr 2022.

VON AM 18/04/2022

KMPFSPRT-Gitarrist David Schumann hatte im Interview bei uns bereits angekündigt, dass die anstehenden Konzerte angesichts der nach wie vor hohen Corona-Zahlen eine Art Testlauf seien und daher auch von befreundeten Bands besonders interessiert beobachtet würden. Dass trotz der weitgehenden Aufhebung aller Maßnahmen das Thema Corona nach wie vor allgegenwärtig ist, zeigt sich am Nachmittag des ersten Tourtages in Bochum.

Kind Kaputt, die eigentlich den Support machen sollten, fallen coronabedingt kurzfristig aus und werden von Shoreline ersetzt, die ohnehin schon als Support für die Show in Köln zwei Tage später eingeplant waren. Bochum liegt ja auch quasi auf dem halben Weg von ihrer Heimatstadt Münster nach Köln.

Shoreline

Die am legendären Bermudadreieck gelegene Trompete ist zu Beginn nur spärlich gefüllt, was sicher an einer Mischung aus sehr gutem Frühlingswetter, Osterferien und Pandemie-Bedenken liegen mag. Als Shoreline gegen 20.45 Uhr die Bühne betreten, versammeln sich dann aber doch einige Leute vor eben dieser. Und die kommen in den kommenden knapp 30 Minuten auch auf ihre Kosten.

Shoreline

Shoreline

Shoreline

Shoreline
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Hanna Wollny (sonderbar.fotografie)

Shoreline gehören – wie auch KMPFSPRT – zu den Bands, die sich live tendenziell härter anhören als auf Platte. So ist gerade die druckvolle, aber in Sachen Sound noch etwas zu undifferenzierte erste Hälfte des Sets dann auch gut als Weckruf geeignet. Ein erstes Highlight ist in der Mitte des Sets „Konichiwa“ vom aktuellen Album „Growth“, das Stereotypen und fehlende Diversität in der Punk Rock-Szene thematisiert. Bei der Ansage von Sänger Hansol Seung werden sich inklusive des Autors dieser Zeilen die mehrheitlich weißen und männlichen Konzertbesucher sicher einige Gedanken über ihre Szene gemacht haben – Berthold Brecht hätte das Publikum nicht besser zum Nachdenken anregen können.

Shoreline

Shoreline

Shoreline
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Hanna Wollny (sonderbar.fotografie)

Das Set, das mit der Veggie-Hymne „Meat Free Youth“ und dem Überhit „Bent/Broken“ vom Debütalbum „Eat My Soul“ abschließt, ist im Übrigen mehr als ein bloßer Support-Slot und unterstreicht, dass Shoreline das Zeug haben, nach Dom und Regen das ganz große nächste Ding aus Münster zu werden.

Shoreline

Shoreline

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Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Hanna Wollny (sonderbar.fotografie)

KMPFSPRT

Doch es gibt natürlich auch noch einen Hauptact und der startet nach angenehm kurzer Umbaupause und vor noch einmal deutlich mehr Leuten vor der Bühne mit „Trümmer“ von ihrem vorletzten Album „Gaijin“. Die Band hat während der Pandemie zwar eine 7 Inch, von der übrigens auch zwei Songs gespielt werden und jüngst ihr viertes Album „Euphorie und Panik“ veröffentlicht, sich mit Livestreams oder Abstandskonzerten aber sehr bewusst stark zurückgehalten.

KMPFSPRT

KMPFSPRT

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KMPFSPRT
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Hanna Wollny (sonderbar.fotografie)

Die Pause hat die Band schadlos überstanden, wenn nicht sogar gut genutzt. So zeigt sich beispielsweise David Schumann gesanglich deutlich verbessert und auch den Brüdern Richard Meyer und Dennis Müller ist die Spielfreude merklich anzusehen. Dass mit dem neuen Drummer Jan Gruben – laut Schumann ein absoluter Glücksfall für die Band – noch mehr musikalische Kompetenz zur Band gestoßen ist, zeigt sich auch an der Präzision, mit der die Band das etwa 75-minütige Set bestreitet.

KMPFSPRT

KMPFSPRT

KMPFSPRT

KMPFSPRT
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Hanna Wollny (sonderbar.fotografie)

Mit Songs des jüngsten Albums hält man sich an diesem Abend (leider) noch etwas zurück, wobei zumindest bewiesen wird, dass das in der Studioversion überragende „Löwen-Emoji“ live auch ohne die Unterstützung von 100 KILO HERZ sehr gut funktioniert. Auch Songs wie „Schottergarten Eden“ und „Vom Augenwischer zum Millionär“, die bereits als Single veröffentlicht worden waren, kommen beim Publikum gut an.

KMPFSPRT

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KMPFSPRT

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KMPFSPRT
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Hanna Wollny (sonderbar.fotografie)

Dass sich die Band im Übrigen vor allem auf bekannte und bewährte Songs der nun auch schon nicht mehr ganz so überschaubaren Diskographie konzentriert, ist angesichts der vielen Unwägbarkeiten im Vorfeld dieses Konzertes absolut verständlich. Die vielen Mitgröhler in der ersten Strophe von „Nachschicht“ und der Pogo bei „Ich hör die Single nicht“, mit dem das Konzert für die Besucherinnen und Besucher etwas zu früh zu Ende geht, gibt der Band in jedem Fall Recht.

KMPFSPRT

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Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Hanna Wollny (sonderbar.fotografie)

Recht hatte sie definitiv auch bei der Entscheidung, die Konzerte trotz aller Unsicherheiten und Bedenken durchzuziehen – sofern man das nach dem gelungenen Auftakt in Bochum schon beurteilen kann. Wenn das Live-Jahr 2022 aber so weitergeht wie bei KMPFSPRT in Bochum, dann dürfte die Langeweile und Ödnis von zwei Jahren Pandemie spätestens am Jahresende vergessen sein.

Foto im Auftrag von MoreCore.de: Hanna Wollny (sonderbar.fotografie)

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