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Live bei: Jera On Air 2022 in Ysselsteyn (23.-25.06.2022)
Das ziemlich perfekte Festival.
VON
Mauritz Hagemann
AM 04/07/2022
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Auch das Jera On Air wurde zwei Jahre lang schmerzlich vermisst, denn nachdem das Festival in seinen Anfangsjahren noch sehr überschaubar gewesen war, hatte das Orga-Team, das übrigens nach wie vor nahezu ausschließlich aus ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen besteht, das Line-Up und damit das gesamte Festival seit Beginn der 2010er-Jahre immer weiter ausgebaut. Und so konnte man sein Ticket eigentlich blind kaufen, denn unabhängig davon, ob einem die Headliner zusagten, konnte man sich immer auf eine nahezu perfekte Mischung aus Punkrock, Hardcore und Metalcore freuen.
So auch in diesem Jahr: Auch diejenigen, die mit den Headlinern The Offspring und Rise Against nicht ganz so viel anfangen konnten, kamen auf ihre Kosten – und angesichts der großen Probleme, die Pandemie und allgemeine Preissteigerungen mit sich bringen, konnte sich auch das diesjährige Line-Up wieder einmal sehen lassen.
Neustart mit Regenflut auf neuem Gelände
Langjährige Besucher:innen müssen sich aber erst einmal an ein neues Festivalgelände auf der anderen Seite des kleinen Dorfes Ysselsteyn gewöhnen. Und dieses neue Gelände sorgt am ersten Festivaltag erst einmal für etwas Frust, weil das Verkehrskonzept, mit dem der Verkehr weiträumig um das Dorf herum geleitet werden soll, zwar auf dem Papier sinnvoll erscheint, in der Praxis aber zu größeren Staus führt.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla) & Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Das weitaus größere Problem kommt am Donnerstagabend aber von oben: Am frühen Abend zieht ein Gewitter über Ysselsteyn, das nicht nur das Infield, sondern leider auch den Campingplatz kurzfristig unter Wasser setzt. So sind viele Besucher:inenn erst einmal mit sich selbst beschäftigt und verpassen dadurch große Teile des ersten Festivalabends, obwohl dieser mit Bands mit Boysetsfire und Suicidal Tendencies schon einige interessante Acts bereithält. Der Weg zu den Bühnen erinnert aber an das „Arktos-Super-Spiel“ von Tabaluga Tivi. Wer einmal auf die falsche Eisscholle bzw. in den besonders tiefen Schlamm tritt, muss nach Hause gehen.
Wer diese Prüfung aber besteht, darf sich zum Abschluss des ersten Tages mit The Hives belohnen, die eine gute Show abliefern, aber doch ein wenig mit den widrigen Bedingungen und ihrem Exoten-Status zu kämpfen haben.
Der Duft von Rindenmulch dominiert den Freitag
In der Nacht und am Freitagmorgen meint es der Wettergott gut mit dem Jera und auch das Orga-Team erledigt seine Hausaufgaben und verteilt großzügig Mulch auf dem Infield, sodass die Wetterkapriolen keine Rolle mehr spielen und die Bands im Vordergrund stehen.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla) & Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Das Jera konkurriert übrigens auch in diesem Jahr mit vergleichbaren Festivals wie dem Full Force oder dem Vainstream, was dazu führt, dass Bands wie Silverstein bereits am frühen Nachmittag ran müssen, um rechtzeitig weiterreisen zu können. Doch dank der in Zelten untergebrachten Bühnen und der ausgelassenen Stimmung fühlt es sich auch um 14 Uhr schon nach Abend an. Das auf drei Bühnen verteilte Line-Up ist übrigens schon am Freitag so vollgepackt, dass es für besonders ambitionierte Besucher:innen regelrecht in Stress ausartet – Freizeitstress versteht sich.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla) & Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Das bereits erwähnte neue Festivalgelände unterscheidet sich im Übrigen nicht sonderlich vom alten Gelände, ist aber etwas großzügiger angelegt, sodass es auch am Abend nicht zu eng wird. Im Dunkeln kommt dann auch das nicht ganz so riesige Riesenrad – die eindrucksvollste Neuerung auf dem Festivalgelände – gut zur Geltung. Ansonsten gibt es aber wenig Neuerungen. An den vielfältigen Food-Ständen wird die Schlange nie übermäßig lang und zu trinken gibt es ohnehin genug.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Die wenigen anderen Stände wie z.B. der Tätowierer gehen ein wenig unter, was dem positiven Gesamteindruck des Infields aber nicht schadet.
Das Jera On Air macht sich bereit zum Finale
Auch Festivaltag Nummer drei hat es in sich, vor allem weil noch einmal früher gestartet wird und eine Band wie Holding Absence auch schon in der Mittagszeit viele Fans vor die große Bühne lockt, die von einem äußerst energischen Set der Waliser, die sich nach eigenem Bekunden schon immer gewünscht haben, einmal beim Jera spielen zu können, belohnt werden. Auch am Samstag wird es schon am Nachmittag voll, wobei sich auch einige Tagesgäste, von denen viele vor allem für Electric Callboy angereist sind, unter die Menge mischen.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla) & Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Erst spät am Abend zeigen sich dann doch die Strapazen des Festivals, denn bei den jeweils letzten beiden Acts der großen Bühnen – Bad Religion und Rise Against – ist es dann doch verhältnismäßig ruhig. Das mag neben der allgemeinen Müdigkeit der Festivalgemeinde, aber auch an den eher routinierten Konzerten beider Bands liegen.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla) & Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Und so verlassen viele auch schon vor dem offiziellen Ende das Festivalgelände und können dabei bei noch einmal einen Blick auf die „Einheimischen“ werfen, die die Gelegenheit nutzen, sich das Treiben auf der großen Bühne ganz einfach von der benachbarten Straße anzugucken – auch das ist typisch Jera.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla) & Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Kann sich das Festival für das kommende Jahr noch steigern? Vielleicht bei der Verkehrssituation und beim Wetter am ersten Tag – ansonsten haben wir hier schon das ziemlich perfekte Festival.
Beitragsbild im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
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