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Metalcore

Live bei: Ghøstkid & Any Given Day „Welcome to the Neighbourhood“ Stream (30.01.2022)

Die Pre-Show zur anstehenden Tour.

VON AM 22/02/2022

Nachdem es Corona-bedingt vor allem in puncto Live-Shows um sie etwas ruhiger bestellt war, haben sich die Gelsenkirchener Kombos Ghøstkid und Any Given Day zusammengetan und einen Stream auf die Beine gestellt. Ihr gemeinsamer „Welcome to the Neighbourhood Livestream“ bringt die Mannen nach monatelanger Wartezeit wieder gemeinsam auf die (Garagen-)Bühne.

Während andere Online-Konzerte versuchen, sich hinsichtlich der Größe der Bühne und der Komplexität der Aufbauten sowie Vielfalt der Kostüme zu übertreffen, bleiben die Mannen in diesem Fall bodenständig. „The Stream“, wie sie das Projekt auch getauft haben, wird in der Pitchet’s Vintage Hall in Herten aufgenommen. Die Location besticht durch ihren Garagen-Charakter, die bis oben hin vollgestopft ist mit todschicken Vintage-Möbeln.

ENDLICH WIEDER AUF DER BÜHNE STEHEN

Los geht’s mit einer Autofahrt zur Location – fast so, als ginge es tatsächlich zu einem Konzert. Den Anfang des Sets machen Any Given Day. Und welcher Song würde für den Beginn besser passen als „Start Over“? Ebenfalls vom aktuellen Album „Overpower“ gibt der Fünfer „Never Surrender“ zum Besten. Auch wenn es das erste Mal ist, dass die Mannen seit über einem Jahr wieder gemeinsam ihre Musik zocken, wirken sie souverän und gut aufeinander eingestimmt. Zwischendurch machen sie außerdem musikalisch mit „Endurance“ einen Abstecher zu ihrem 2016er Album „Everlasting“.

Ghøstkid
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream

Bei einem normalen Konzert würden Any Given Day jetzt weiter fröhlich ihre Songs nacheinander performen, nicht jedoch bei dem Stream. Hier wird abwechselnd die Bühne bzw. der Bildschirm geteilt.

Aber bevor Ghøstkid ihren Auftritt haben, werden neben Making Off- und Behind The Scenes-Sequenzen auch kurze Interviews gezeigt, die dem Zuschauer die Bands näher bringen sollen als es bei einem Konzert je möglich wäre.

Ghøstkid
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream

Aber nun gibts endlich auch von Ghøstkid was auf die Ohren. Mit flackernden Lichtern und einer Bildgewalt startet die Truppe mit „Føøl“. Mit den abwechselnden Kameras wird dem Zuschauer nicht nur ein Konzert aus verschiedenen Blickwinkeln gezeigt, sondern auch was auf der Bühne so alles abgeht. Gleich danach färbt sich die Bühne, passend zum nächsten Track, rot. Mit „Start A Fight“ geben Sushi, Chris, Jappo, Steve und Stanni einen Fan-Liebling zum Besten.

STATT FEATURES GIBT’S EIGENE PASSAGEN

Es folgt ein weiterer Blick hinter die Kulissen. Der nächste Drehtag steht an, doch nach der Nacken-Action vom ersten Tag ist die „Nackenpinne“ vorprogrammiert. Hilft alles nix und Any Given Day scheinen auch Bock auf den nächsten Teil der Setlist zu haben. Zwischen einer großen Menge alter Lampen und Flimmerkisten sowie auf Ommas gutem Perser-Teppich geht’s mit „Loveless“ auf in die zweite Runde. Danach folgt mit „Arise“ ein Track, der im Original mit Matt Heafy von Trivium ist, welcher aufgrund der aktuellen Umstände natürlich nicht mit an Board ist. Nichtsdestotrotz kommt der Song gut rüber.

Any Given Day
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream
Any Given Day
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream
Any Given Day
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream

Und Wechsel zurück zu Ghøstkid.

„Yøu & I“ wird in einem Farbwechsel zwischen roten und blauen Lichtern performt. Der Song ist vor allem für Sushi, aufgrund der Geschehnisse bezüglich seines Vaters, ein sehr besonderer Track und das merkt man auch deutlich.

Passend zur Ernsthaftigkeit von „This Is Nøt Høllyøød“ wechselt das Bild nun von bunt zu schwarz-weiß. Den Song gibt es ja bekanntlich in zwei Feature-Versionen; einmal mit Timmi Hendrix und einmal mit Johnny 3 Tears von Hollywood Undead. Doch beim Neighbourhood-Stream hat Sushi den Part selbst übernommen. Etwas schade, da man hier ordentlich etwas rausholen hätte können, aber dennoch passend zum restlichen Setup.

Ghøstkid
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream

Bei Any Given Day geht es weiter mit „Levels“. Nicht nur der Sound ist top – für den übrigens je nach Artist andere Leute zuständig sind – , sondern auch das Level der Lichtshow kann sich sehen lassen. Und spätestens jetzt lohnt sich der Stream so richtig, weil nun folgt ein noch gänzlich unbekannter, brandneuer Brecher namens „Apokalypse“. Auch wenn das Thema nicht besonders positiv ist, stimmt der Track dennoch zuversichtlich, denn wenn noch mehr solcher Songs folgen, könnte ein anstehendes Album Laune machen.

Any Given Day
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream
Any Given Day
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream

Um wieder etwas Power in die nun etwas gedrücktere Stimmung zu bringen, warten Ghøstkid nun mit „DRTY“ auf. Man erkennt bei der Performance nahezu keinen Unterschied zu einem echten Konzert. Gleich darauf folgt allerdings wieder ein leichter Cooldown mit „Sharks“. Passend zum eher ruhigeren aber dennoch powergeladenen Track wird die Bühne in einem beruhigenderen Blauton gehalten. Neben Sushi kommt hier auch kurzzeitig die Stimme des Gitarristen Chris zur Geltung.

Ghøstkid
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream

Bevor dann der nächste Track eingeleitet wird, werden erstmalig die Zuschauer mit einbezogen und aufgefordert, zu headbangen, auch wenn keine Crowd zu sehen ist. Und los geht’s mit „Crøwn“. Auch hier haben wir wieder eine sehr bodenständige und konzertnahe Performance.

ALLEN EMOTIONEN FREIEN LAUF LASSEN

Kurzer Wechsel zurück zu Any Given Day. Jetzt wird es romantisch – oder zumindest etwas seichter. Mit „Home Is Where The Heart Is“ spielen sie an dem Abend den einzigen Song, der von ihrem Debüt-Langspieler „My Longest Way Home“ stammt. Außerdem bleibt der Track die einzige Akustik-Version des Streams. Sänger Dennis Diehl und Gitarrist/Background-Sänger Dennis ter Schmitten sitzen bei sanftem Licht auf Barhockern. Dabei stellen sie unter Beweis, dass sie nicht nur fies growlen können, sondern auch starke Stimmen für Gänsehaut-Momente haben.

Any Given Day
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream
Any Given Day
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream

Es folgt ein eher agressiver Track von Ghøstkid, „Supernøva“. Normalerweise wäre hier Marcus Bischoff von Heaven Shall Burn gefeatured, jedoch hat auch diesmal wieder Sushi selbst den Part des Frontmannns übernommen.

Ghøstkid
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream

Zum Schluss gibt’s mit „Zerø“ nochmal was auf die Ohren und sogar was ganz besonderes für die Zuschauer. Mitten in der Performance des Songs verlässt Sushi die eigentliche Bühne und geht hinter in die Garage, wo ein besprayter Wagen steht. Er steigt auf das Auto und schmettert seine Gitarre mehrfach gegen die Windschutzscheibe wobei diese zerbricht. Als der Track ausklingt, setzt er nochmal einen oben drauf – er springt von dem Gefährt, übergießt die Gitarre mit Benzin und zündet sie schlussendlich an. Wer sein Ticket früh genug gekauft hatte, konnte mit dem Erwerb und etwas Glück die zerstörte Gitarre aus dem Livestream gewinnen.

Dann ist es (leider) auch schon so weit: Die letzten Töne des Abends erklingen und Any Given Day beenden den Stream mit „Savior“. Während der Großteil der Band weiterhin in der Garage performt, steht Fronter Dennis auf dem Dach der Halle und das pünktlich zum Sonnenuntergang. Damit entlassen uns die beiden Bands mit positiver Stimmung in die Nacht.

DAS FAZIT

Beide Bands und alle am Projekt beteiligten kreativen Köpfe haben viel Herzblut und Mühe in das Event gesteckt. Und das Endergebnis kann sich sehen lassen – wenn der Streaming-Anbieter ihnen nicht einen Stolperstein in den Weg gelegt hätte. Der Grund: Das 80-minütige Video lädt nur sehr schlecht und wird ständig unterbrochen. So konnten viele Leute den Stream nicht vernünftig mitverfolgen.

Ghøstkid
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream

Aber Ghøstkid und Any Given Day haben schnell reagiert und in letzter Konsequenz verlängerte der Streamanbieter die Verfügbarkeit des Streams noch um ein paar Tage mehr. Sehr kulant. Kurz gesagt: Mit einem besseren Anbieter wäre die Show schon am Tag des Events ein voller Erfolg gewesen.

Setlist:

“Welcome to the Neighbourhood Livestream”

Any Given Day – Start Over
Any Given Day – Endurance
Any Given Day – Never Surrender
Ghøstkid – Føøl
Ghøstkid – Start A fight
Any Given Day – Loveless
Any Given Day – Arise
Ghøstkid – Yøu & I
Ghøstkid – This Is Nøt Høllyøød
Any Given Day – Levels
Any Given Day – Apokalypse (neu; noch nicht veröffentlicht)
Ghøstkid – DRTY
Ghøstkid – Sharks
Ghøstkid – Crøwn
Any Given Day – Home Is Where The Heart Is (Acoustic)
Ghøstkid – Supernøva
Ghøstkid – Zerø
Any Given Day – Savior

Von Melanie Bonk und Lisa Scholz
Bild: „Welcome to the Neighbourhood“ Livestream

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