Live
AlternativeMetalcoreModern Metal
Live bei: Electric Callboy, Blind Channel & mehr in Offenbach (24.05.2022)
Konfetti, Klamauk und Käsekuchen!
VON
Julia Lotz
AM 29/05/2022
Artikel teilen:
Wenn es aktuell musikalisch für jemanden läuft, dann wohl für die sechs Herrschaften von Electric Callboy. Nach mehrmaliger Verschiebung ihrer „Hypa Hypa Tour“ kann die Live-Rutsche nun ENDLICH in voller Pracht stattfinden.
Zwischen der erstmaligen Ankündigung der Tour anno 2020 und dem tatsächlichen Stattfinden ist allerdings viel passiert – Single-Releases inklusive passender Typ-Veränderungen, Ankündigung des neuen Albums „TEKKNO“, Gewinn des Eurovision Song Contests in der Paralleldimension X-B7-1291… all das führte dazu, dass die „Hypa Hypa Tour“ mit Blind Channel und One Morning Left nun restlos ausverkauft ist.
Was bietet sich also besser an, um sich nach über zwei Jahren „Mit wie vielen Leuten darf ich mich im öffentlichen Raum treffen und wo ist eigentlich die nächste Teststation?“ mal fix in einen mit 4.000 schwitzenden Menschen vollgestopften Saal zu werfen? Und so besuchten wir den Tour-Stopp der drei Acts am 24. Mai 2022 in der ausverkauften Offenbacher Stadthalle.
Die Ruhe vor dem Sturm
Die Bands starteten schon mal gut genährt in den Show-Tag in der hessischen Stadt neben DER hessischen Stadt, die keinesfalls mit dem Veranstaltungsort in Verbindung gebracht werden möchte (hierhin geht’s erst nächstes Jahr im Rahmen der „TEKKNO Tour“). Das Frühstück vom Catering war nämlich bombastisch, hörte man.
Während also die Bühnenoutfits eingesprüht (waschen ist völlig überbewertet) und die Kokosnuss-Perücken und Vokuhilas nochmal gestylt werden, vertreibt man sich die Zeit bis zur Stage Time mit dem Soundcheck. Hierfür werden ganz gern auch mal besondere Schmankerl wie Songs von Seal oder Bryan Adams ausgepackt. Auch ein Schlager-Projekt von Sänger Nico und Gitarrist Daniel wird angeteast. Angeblich ist eine erste Hit-Single namens „Frikadüsen“ in der Mache. Es bleibt spannend.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro
Draußen tummeln sich sich schon früh die Fans und der ein oder andere lauschte sicherlich auch von draußen gebannt dem Soundcheck. Wer da keine Lust drauf hatte, übt sich wahlweise selbst im Singen oder schnappt sich einen Döner. In Offenbach gibt’s den drittbesten der Welt, sagt man sich.
Mit dem Einlass um 18 Uhr geht der Wahnsinn dann auch schon los. Während sich Electric Callboy, Blind Channel und One Morning Left mit Zocken, Warmsingen, Umziehen oder Käsekuchen beschäftigen, füllt sich die Offenbacher Stadthalle rasant mit einem bunt gemischten Publikum. Noch schnell ein kühles Getränk in stylischem EC-Becher (die gibt’s wirklich!) geschnappt und dann den Platz gesichert. Später soll’s kein Durchkommen mehr geben.
One Morning – „Let’s Disco!“
Schon zum ersten Act des Abends, One Morning Left, ist die Venue mehr als gut gefüllt. Eine halbe Stunde reißt die Trancecore-Band ihre Hits vom Stapel, allen voran die Tracks des aktuellen Albums „Hyperactive“ (2021). Hyperaktiv sind die Herren auf der Bühne in der Tat, aber das macht sich bei so einer Live-Show ja auch ganz gut.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro
Nach dem Michael Jackson-Cover zu „Beat It“ beendet man das Set mit „You’re Dead! Let’s Disco!“. „Dead“ ist das Publikum eher nicht, feierwütig auf jeden Fall. Es geht in die Umbau-Pause und die Secus lüften freundlicherweise einmal durch.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro
Blind Channel läuten den (musikalischen) Kampf ein
Weiter geht’s mit Blind Channel. Noch fix ein schnelles Gruppenfoto für’s Familienalbum, dann steigen die Jungs mit ihrer Hit-Single „Balboa“ in den Ring und eröffnen den musikalischen Kampf. Dabei tut es finnische Truppe ihren Landesgenossen von One Morning Left gleich und heizt dem Publikum und den zahlreich erschienenen BC-Fans ordentlich ein.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro
Die Setlist ist gespickt mit Singles des bevorstehenden neuen Albums „Lifestyles Of The Sick & Dangerous“ (2022) und Hits, wie dem ESC-Song „Dark Side“ oder dem Anastacia-Cover zu „Left Outside Alone“. Sogar „Lose Yourself“ von Eminem sneakt sich ein und man kann sich vorstellen, dass das Ganze auch als Studioversion funktioniert.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro
Nach zehn Tracks ist das Set vorbei und man freut sich einmal mehr auf die eigene Headliner-Tour von Blind Channel. Die Dates findet ihr hier.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro
Electric Callboy – einmal Party, bitte, danke
Während man nun gespannt auf den Haupt-Act wartet und die letzte frische Luft einsaugt, die die Secus reinströmen lassen, erfreut man sich gerne an den wirklich coolen Kostümen mancher Fans. In Anlehnung an die Videos zu „We Got The Moves“, „Pump It“ und „Hypa Hypa“ nutzte es manch einer, den Jogger aus den 90ern auszukramen und sich einen dicken Pornobalken wachsen zu lassen. Topfschnitte, getönte Sonnenbrillen, ein Pferdekopf… alles ist zu finden.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro
Bis 21 Uhr sollten noch ein paar Mitgröhl-Hits gespielt werden, dann fiel der „Hypa Hypa“-Vorhang und Electric Callboy starten direkt mal mit ihrem scheinbar nicht radio-, dafür aber sehr live-tauglichen Song „Pump It“ inklusive passendem Outfit durch. Und die Meute? Ist natürlich gleich dabei. Konfetti gibt’s auch gleich zu Beginn. Jetzt schon schön.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro
Mit „My Own Summer“ und „Hate/Love“ folgen zwei outfitmäßig neutrale Songs, doch das ein oder andere Bandmitglied bleibt erstmal im „Pump It“-Style. Zum Schluss zieht man sich dann aber doch noch um, auch wenn es dem Publikum lieber wäre, würden sich die Jungs auf der Bühne AUSziehen. Nach der Frage von Kevin, ob der ein oder andere Zuschauer vielleicht auch ein paar Corona-Pfunde zugelegt hatte, will man die Band wohl direkt nackt sehen. Okay! David Friedrich jedenfalls ließ sich nicht zweimal bitten und ließ schon mal sein Oberteil fallen.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro
Ob das der Grund ist, dass es kein Halten mehr im Publikum gibt, oder ob das Kalle Koschinsky-Feature (leider ohne Kalle vor Ort) „Castrop x Spandau“ der Grund dafür ist, dass alles eskalierte? Man weiß es nicht, doch „In den Arsch“ hört man sicherlich nicht jeden Tag in solch einer Lautstärke. Während auch der Pferdekopf sich nun endlich den Weg in den Moshpit bahnt, gibt’s auf der Bühne jetzt sogar Feuer! Nicht das letzte Mal an diesem Abend. Ein bisschen Rammstein-Feeling weht durch Offenbach.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro
Viva la vida, viva la Elton John
In den folgenden Minuten darf man bei „Supernova“ und „Best Day“ mal durchatmen. Damit auch niemand frieren muss, werden bei „Back In The Bizz“ und „Crystals“ aber gleich wieder ein paar Flammen gezündet. Jetzt ist es auch egal, die Klamotten kleben sowieso schon. Und ganz ehrlich – genauso macht es auch ENDLICH wieder Spaß.
Während man sich also am (neu gefundenen) Live-Leben erfreut, legen Nico und Daniel eine Akustik-Einlage zu „Prism“ ein, gänsehauttaugliches Singalong aus dem Publikum inklusive. Mit „Spaceman“, „Rehab“ und „MC Thunder II“ wurde es dann wieder laut, sowohl auf der Bühne als auch in der Menge („Viva la Elton John!“)
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro
Schnell obligatorisch von der Bühne verschwinden, das Publikum „Zugabe“ (oder „Ausziehen“) rufen lassen, im besten Model-Tempo umziehen und „We Got The Moves“ ertönt als erster von drei letzten Songs. Die Kokosnüsse blieben leider beim zweitletzten Song „MC Thunder“ nicht auf, doch für den krönenden Abschluss „Hypa Hypa“ ging man natürlich nochmal in den Dressing Room. Auch wenn es abgedroschen klingt, aber zum Ende hin holten die verkleideten und nicht-verkleideten Fans nochmal alle Energiereserven raus. Als hätte man Angst, dass einem dieses wieder-gewonnene Feeling nochmal weggenommen werden könnte.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro
Nach 16 Stücken, viel Konfetti und vielleicht ein bisschen angekokelter Stadthallen-Decke ist die Sause dann vorbei. Electric Callboy verabschieden ihre hessischen (und angereisten) Fans mit „Vamos A La Playa“ von Loona in die Nacht. Und die gehen verschwitzt, doch allesamt mehr als happy und hyped nach Hause.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro
More
Feature