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FolkPunkrockRock

Live bei: Dropkick Murphys in Mannheim (18.02.2023)

Eine Punkparty im Zeichen des Kleeblatts.

VON AM 21/02/2023

Man könnte es schon fast als wiederkehrenden Pflichttermin im Kalender abspeichern. Die US-amerikanischen Celtic-Punker Dropkick Murphys sind zurück in Deutschland, zurück in Mannheim, zurück auf dem Maimarktgelände. Mit im Gepäck haben sie nicht nur ein neues Album, sondern auch die kalifornische Hardcore-Legende Pennywise, die australische Irish-Rock-Formation The Rumjacks und ein kleines deutsches Überraschungshühnchen.

In der Metalszene hält sich vehement eine ganz besondere Begeisterung für die Nische Irish Folk und Celtic Punk, deren mit-wichtigste Vertreter, die aus Boston stammenden Dropkick Murphys, am Samstag, den 18. Februar ihren Tournee-Abschluss in Mannheim feierten. Endlich kann man sagen, denn diese Tour hätte eigentlich schon 2021 zum Release ihres letzten Albums „Turn Up That Dial“ stattfinden sollen.

Nachdem der erste Ersatztermin im letzten Jahr nochmal Corona geschuldet verschoben wurde, produzierte die fleißige Kombo um Sänger Ken Casey einfach noch einen Longplayer: Die Akustik-Platte „This Machine Still Kills Fascists“ (eine Hommage an den amerikanischen Singer-Songwriter Woody Guthrie, die auf Texten des Lyrikers beruht) erschien im September. Leider musste diese Produktion, so wie die Tour ohne Zweitsänger Al Barr stattfinden, dazu aber später. Beginnen wir am Anfang.

Pennywise

Anfang ist nicht ganz korrekt, denn den eigentlich ersten Support-Slot haben die australischen Folk-Rocker von The Rumjacks inne, den die MoreCore-Redaktion aufgrund von einer unvorhersehbar-abartig schlechten Anfahrt-Situation leider verpasst. Schade eigentlich, denn an einem Abend wie eben diesem, wären ein paar irische Folk-Songs und Shantys sicherlich ein stimmungsvoller Einstieg gewesen.

Dafür kommen wir gerade noch rechtzeitig zum Auftritt der Melodic-Hardcore-Legenden aus Hermosa Beach, Pennywise. Dieser verläuft erfolgreich wie erwartet: Dröhnender Bass, schnelle, harte Riffs mit antreibenden Tempi-Wechseln und flammenden Ansagen, die die prall gefüllte Maimarkthalle in Bewegung setzen.

Pennywise

Pennywise

Pennywise

Pennywise
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

An den Start bringt das Quartett dynamische, kurze Nummern, große Hits wie „Same Old Story“ und „Fuck Authority“, aber auch stimmungserhellende und schunkelbare Coverversionen von „Blitzkrieg Bop“ und „Stand By Me“. Zum Finale gab’s den legendären Mitgröhler „Bro Hymn“ auf die Ohren, den Pennywise zusammen mit ihren Kollegen der Rumjacks und Dropkick Murphys zum Besten geben.

Pennywise

Pennywise

Pennywise

Pennywise
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Dropkick Murphys

Der Geruch von Schweiß, fahlem Bier und dickem (Marihuana-)Rauch liegt in der Luft, als das Intro der amerikanischen Punker erklingt. Die Bühne ist in Anlehnung an das Art-Work der aktuellen Platte der Dropkick Murphys mit Kerzen, Klavier und einer Heiligenstatue geschmückt, die Nebelmaschine gibt her, was sie drauf hat.

Dropkick Murphys
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Als die fünf Männer die Bühne betreten, gibt es kein Halten mehr. Über die Köpfe der Schieber-Mützenträger fliegen (halb) gefüllte Plastikbecher hinweg, die ihren Inhalt auf die Tanzenden und Pogenden verteilen. Wer schlau ist, taucht direkt mit Regenjacke auf. Eins ist an diesem Abend sicher: Trocken bleibt in der Maimarkthalle in Mannheim nichts und niemand.

Mitgesungen wird ordentlich – egal, ob der Text nun sitzt oder nicht. Irish-Folk ist weniger ein Genre das Wert auf Perfektion legt, so sitzt auch manchmal nicht jeder Dudelsack- oder Flöten-Ton, was aber mit genug Guinness im Blut (bzw. dem Zeug was sie da in der Maimarkthalle ausschenken), gar nicht weiter auffällt.

Dropkick Murphys

Dropkick Murphys

Dropkick Murphys

Dropkick Murphys
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

The Boys are Back! – leider ohne Al Barr

Was hingegen nicht unbemerkt bleibt, ist das Fehlen von Vokalist Al Barr, der nicht an dieser Tour teilnehmen konnte, da er seine kranke Mutter daheim pflegt. Und auch wenn Ken Casey über die Bühne fegt, sich die Seele aus dem Hals brüllt und sogar noch die Mühe gibt mit den Fans der ersten Reihe auf Tuchfühlung zu gehen, ohne die gewohnte zweite Stimme von Barr, fehlt dem geschulten Dropkick Murphys-Ohr doch etwas.

Dropkick Murphys

Dropkick Murphys

Dropkick Murphys

Dropkick Murphys
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Die Folk-Punker bringen einen Hit nach dem nächsten an den Start, schaffen aber einen guten Mix aus Altem und Neuem. Melodische Songs des vorletzten Albums wie die Musik-würdigenden „Turn Up That Dial“ und „Good As Gold“ werden gespickt mit den Irish-Pub-Shantys „Johny, I Hardly Knew Ya“ und „Wild Rover“. Aber natürlich dürfen die klassischen Hymnen wie „The Boys Are Back“, „Blood“, „Rose Tattoo“ und „I’m Shipping Up To Boston“ auch nicht fehlen, zu denen sich die Mannheimer Fans in hüpfenden Moshs und schwitzigen Wall-Of-Deaths wiederfinden.

Dropkick Murphys

Dropkick Murphys
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Eine feuchtfröhliche Punkparty zum Mitmachen

Wie bereits zuvor in Amsterdam, holen sich die Dropkicks Murphys für „Cadillac, Cadillac“ Verstärkung in Form von Broilers-Fronter Sammy Amara auf die Bühne, der sich dann auf deutsch das Publikum vorknöpft. Ein kleines Highlight des Abends ist das wunderbare Schunkel-Lied „Kiss Me, I’m Shitfaced“, zu dem sich das Menschenknäuel vor der Stage, egal ob bekannt oder fremd (wie gesagt, Bier regelt) reihenweise in den Armen liegt.

Dropkick Murphys

Dropkick Murphys

Dropkick Murphys
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Und auch wenn der Abend für uns etwas anstrengend begann, sind die amerikanischen Celtic-Punker der Dropkick Murphys, genauso wie ihre Kollegen von Pennywise, doch einmal mehr jede komplizierte Anreise Wert gewesen.

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

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