Live

MetalcorePost-Hardcore

Live bei: Beartooth, Polaris & Landmvrks in Köln (11.10.2024)

Die zweitägige Palladiums-Schlacht.

VON AM 15/10/2024

“Can you feel the energy in this room?”. Bro, du klingst ganz schön überrascht! Nicht, dass ich Polaris-Sänger Jamie Hails‘ Ansagen in irgendeiner Weise in Frage stellen möchte. Mir ist natürlich voll und ganz bewusst, dass er damit nur die gut gelaunte und bewegungsfreudige Masse weiter anstacheln wollte. Aber wenn Beartooth zu einer zweitägigen Party ins Kölner Palladium einladen, beide Shows ausverkaufen und sich obendrauf noch zwei hochkarätige Supports einladen, ist es mehr oder weniger redundant zu fragen, ob man die Energie in der Halle spürt. So manchen Breakdown dürfte man sogar gegenüber im E-Werk bei Bülent Ceylans Alternativprogramm gespürt haben.

Landmvrks

Es fühlt sich fast schon absurd an, dass eine aktuell so hoch gehandelte Formation wie Landmvrks „nur“ als Opener spielt. Immerhin hatte die Band erst im Mai zweimal hintereinander die Kölner Essigfabrik ausverkauft. Die Setlist überschnitt sich sogar ausnahmslos mit denen ihrer Headline-Shows und war hauptsächlich von Songs ihres gefeierten Albums “Lost In The Waves” (2021) geprägt. Noch scheint aber niemand jene Tracks satt zu haben, so voll wie es schon zum frühen Start um 19:15 in der Venue aussah. Sänger Florent Salfati hatte dementsprechend keine Probleme, die Menge in Gang zu kriegen und wurde von seiner gewohnt tighten und agilen Band durch das kurzweilige Set getragen.

Landmvrks

Landmvrks

Landvmrks

Landmrvks Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Polaris

Polaris zehrten im Anschluss von der guten Vorarbeit ihrer französischen Kollegen und trieben das Energielevel noch vor dem eigentlichen Hauptact ins Unermessliche. Zu hören gab es eine bunte Auswahl ihrer letzten drei Platten sowie mit “The Remedy” einen Klassiker ihres Debütalbums. Die Australier profitierten vom mit Abstand aufgeräumtesten Soundbild des Abends, das vor allem für Palladium-Verhältnisse überraschend klar und druckvoll daherkam. Abgerundet wurde ihr Set durch denkwürdige Momente wie ein Feature von Landmvrks-Sänger Florent Salfati bei „Hypermania” und einer berührenden Ansprache über Vergänglichkeit inklusive Widmung an ihren verstorbenen Gitarristen Ryan Siew.

Polaris

Polaris

Polaris

Polaris Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Beartooth

Beartooth begannen ihr Set mit einer Videosequenz, auf der ein Potenziometer eines Verstärkers zu sehen war, das langsam auf “11” gedreht wurde, während die Band nach und nach die Bühne betrat. Gleich zum brachialen Start mit “The Surface” und “The Past Is Dead” musste man feststellen, wie passend dieses Opening gewählt war. So stellte sich zwangsläufig die Frage, ob der Master-Regler des Mischpults heimlich noch um einige Millimeter nach oben geschoben wurde. Glücklicherweise taten die immens hohe Lautstärke und der im Vergleich zum Vorprogramm etwas matschiger ausfallende Sound der Performance der US-Amerikaner keinen Abbruch. Diese beinhaltete sogar einen Flammenwerfer. Wie kann man da noch meckern?

Beartooth

Beartooth

Beartooth Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Es wurde gefeiert bis zum geht nicht mehr. Egal ob zu den lebensbejahenden Songs ihrer neuen Platte “The Surface” (2024) oder grobkantigen Brechern wie “Devastation” und “Body Bag”. Die 10-minütige Unterbrechung aufgrund eines medizinischen Notfalls könnte vielleicht sogar die Verschnaufpause gewesen sein, die die Crowd vor den letzten zwei Songs des Abends gebrauchen konnte. Einen besonders schönen Moment bildete ein kurzes Acoustic-Intermezzo, das Sänger Caleb Shomo in der Mitte der Halle beim FoH performte. So leitete er ein Cover des Killers-Klassikers “Mr. Brightside” mit einer liebevollen Ansprache ein und motivierte die rund 4000 Menschen dazu, ihren gesanglichen Fähigkeiten zu vertrauen und ihn bei diesem Song zu unterstützen.

Beartooth

Beartooth

Beartooth Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Da Shomo nur wenige Meter von uns entfernt stand, ließ sich die Überwältigung in seinem Gesicht beim darauffolgenden Applaus sehr gut erkennen. Die Tatsache, dass Beartooth vor neun Jahren noch als Support für Bring Me The Horizon dieselbe Location bespielt haben, verlieh dem Abend eine noch größere Bedeutung. So fing er auf beeindruckende Weise den Weg ein, den die Band in dieser Zeit gegangen ist. Man kann sich wahrscheinlich nur in Ansätzen vorstellen, wie es sich für den Fronter anfühlen muss, nun zum zweiten Mal als Headliner zurückzukehren und gleichzeitig auch mental an einem besseren Ort als vor knapp einem Jahrzehnt zu sein. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf fällt es schwer, die Venue nach “In Between” nicht mit einem beherzten Lächeln zu verlassen.

Beitragsbild im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

More

Feature

Rock am Ring 2023

Rock am Ring und Rock im Park haben mit ihrer zweiten Welle das Lineup für 2025 um 56 Bands und …