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Pop-Punk

Live bei: Avril Lavigne in Köln (03.05.2023)

Endlich zurück in Deutschland.

VON AM 06/05/2023

2011 war Avril Lavigne zum letzten Mal auf Tour in Deutschland. Dass sich Kanadierin so viel Zeit lässt, war natürlich nicht geplant. Aber pandemiebedingt musste ihre Tour einige Male verschoben werden. Doch jetzt war es endlich soweit und die Tickets schnell vergriffen. Wir waren für euch bei ihrem Konzert im Kölner Palladium dabei.

phem

Doch bevor die in jeglicher Hinsicht bunt gemischte Fanschar im Palladium ihren Star wieder auf der Bühne erleben darf, liegt es erst einmal an phem, die Stimmung anzuheizen. Und das gelingt der jungen Dame aus Los Angeles auch schon recht gut. phem ist zumindest in gut unterrichteten Kreisen längst keine Unbekannte mehr und hat ganz offensichtlich auch keine Berührungsängste. Während der gemeinsame Song mit Machine Gun Kelly wenig überrascht, ist ein Feature mit The Amity Affliction auf deren neuem Album dann doch schon etwas Besonderes. Als Supportact ist phem natürlich ganz auf sich allein gestellt, doch auch das funktioniert gut. Zumindest gibt es für den Auftritt mehr als nur höflichen Applaus. Die ganz große Stimmung mag zwar nicht aufkommen – das wird sich an diesem Abend aber auch nicht mehr ändern.

Avril Lavigne

Eine gute halbe Stunde dauert die Pause zwischen Support und Main Act. Anders als bei ausverkauften Konzerten üblich sind weder die Toiletten noch die Getränkestände im Palladium überfüllt. Vielleicht ist mitten in der Woche der Durst nicht ganz so groß wie am Wochenende. Und vielleicht wollen die Fans auch keine Sekunde des lang ersehnten Konzertes verpassen. Das beginnt gegen 21 Uhr mit „Bad Reputation“ als Intro vom Band, das von Videoeinspielern begleitet wird. Der erste richtige Song des Abends ist „Bite Me“ vom im vergangenen Jahr erschienenen und insgesamt äußerst positiv rezensierten Album „Love Sux“.

Stimmlich braucht Avril Lavigne einige Songs, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Und auch der Sound ist zwar keineswegs unterirdisch. Doch es fehlt ein wenig der notwendige Druck. Die Gitarren verschwinden ebenfalls weitgehend und so wirken die Songs stellenweise, als habe man irgendwo vergessen, die Handbremse zu lösen. Schade, denn auch ein Song wie „Complicated“, mit dem Avril Lavigne 2002 den Durchbruch schaffte und über Nacht weltberühmt wurde, plätschert so nur durchs Palladium.

Und das gerade bei einem Song, auf den sich sicher jede*r im Publikum gefreut hat. Das wirkt sich natürlich auch auf die Stimmung im Palladium aus. Im vorderen Bereich ist die Stimmung noch gut und auch die Mitsing-Quote hoch, doch weiter hin reicht es oft nur noch für teilnahmsloses Beobachten.

Avril Lavigne

Avril Lavigne

Avril LavigneFotos aus Stuttgart im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Hexenkessel geht anders

Das könnte neben dem eher mäßigen Sound aber auch daran liegen, dass Avril Lavigne sich nicht die allergrößte Mühe macht, das Publikum mitzunehmen. Die Ansagen sind weitgehend austauschbar und auch in Sachen Bühnenpräsenz ist vieles einstudiert und vorprogrammiert. Das gilt auch für das Spice Girls-Cover „Wannabe“, das sie gemeinsam mit phem performt. Sind Cover sonst oft in Sachen Stimmung eine sichere Bank auf Konzerten, so hat man hier den Eindruck, das Publikum würde jetzt gerne auf die Skip-Taste drücken. Das hätte allerdings den Nachteil gehabt, die ohnehin schon knappe Setlist von 13 Songs weiter zu verkürzen.

Stichwort Setlist: Hier lässt sich nun wirklich kein Haar in der Suppe finden. Avril Lavigne mischt die Songs den aktuellen Albums gut mit den Hits, die natürlich nicht fehlen dürfen. Gerade Songs wie „Girlfriend“ und „Sk8er Boi“, das den Abschluss des regulären Sets bildet, sind in Sachen Stimmung Selbstläufer. Hier schafft es Avril Lavigne problemlos, die gesamte Halle in Begeisterung zu versetzen.Auch ohne viel Eigeninitiative.

Der Zugabenblock als versöhnliches Ende

Ein weiterer Pluspunkt ist das Zugabenset. Zwar sind es „nur“ drei weitere Songs. Doch „Head Above Water“ und „I’m With You“ sorgen noch einmal für Gänsehautmomente. Außerdem zeigt Avril Lavigne, was sie nach wie vor gesanglich drauf hat. Und auch „Here’s To Never Grown Up“ kann als stimmungsvolles Finale überzeugen. Es hätten zwar sicher noch ein paar mehr Songs sein können, doch alles in allem bildet die Zugabe ein versöhnliches Ende eines Konzertes, das wahrscheinlich nicht alle großen Erwartungen erfüllen kann. Aber wenn es zumindest für ein Nostalgie-Gefühle gereicht hat, sind die meisten Fans wohl schon irgendwie zufrieden.

Avril Lavigne

Avril Lavigne

Avril Lavigne

Fotos aus Stuttgart im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

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