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Live bei: Rock am Ring 2016

“Schlamm am Ring”, “Die Schlammschlacht von Mendig” oder “In Mendig nichts Neues” – es gibt viele Titel, die die 31. ...

VON AM 07/06/2016

“Schlamm am Ring”, “Die Schlammschlacht von Mendig” oder “In Mendig nichts Neues” – es gibt viele Titel, die die 31. Ausgabe von Rock am Ring beschreiben könnten. Mendig, zum zweiten Mal Austragungsort des größten deutschen Festivals, scheint sich langsam aber sicher als Unglücksgriff zu entpuppen. Hier unser großer Nachbericht zu Rock am Ring!

“3 unvergessliche Tage und Nächte, das größte Festival-Gelände Deutschlands, ein Drittel mehr Campingfläche als im Vorjahr, 600 warme Duschen, der neue Haupteingang ohne Schotter!” – stolz präsentierten die Organisatoren wenige Tage vor dem Festival einen Teaser, der beweisen sollte, dass man aus den Problemen des Vorjahres gelernt hatte. Doch schon bei der Anreise am Mittwoch gab es den ersten Unmut: Besucher berichteten von langen Wartezeiten beim Einlass und vor allem ähnlich langen Wegen zwischen Park- und Zeltplatz. Viele suchten angeblich sogar mehrere Stunden nach einer Ecke, wo sie sich mit Sack und Pack niederlassen konnten. Schnell wollte reagiert und weitere Campingflächen geöffnet werden, doch der Unmut blieb.

Dass das Wetter dieses Mal nicht mitspielen würde, war schon im Vorfeld zu befürchten. Spätestens nachdem die ersten paar tausend Festivalisten das Gelände betraten, machten sich die großen Schwächen des Flugplatzes bemerkbar: schnell verwandelten sich die Passagen auf dem Campingplatz, die mal aus Wiese bestanden, in tiefe schlammige Wege, die an manchen Stellen kaum passierbar waren. So entpuppte sich der Gepäcktransport für viele zu einem großen Abenteuer und drückte erheblich auf die Stimmung. Besser sah es leider auch nicht auf dem Festivalgelände aus. Schon am Freitagabend versank man an vielen Stellen knöchel- bis knietief im Schlamm. Wer keine Gummistiefel besaß, hatte hier allergrößte Mühe von Bühne zu Bühne zu gelangen.

Mendig unter Wasser

Das Unwetter, welches sich am Freitagabend gegen 20 Uhr und so auch kurz vor dem Auftritt von TENACIOUS D das Festivalgelände erreichte, stellte den Betrieb völlig auf den Kopf. Mehr als 80 Menschen wurden durch Blitzeinschläge verletzt und die Sorge vor weiteren Gewittern war stets omnipräsent.

Ob eine frühere Information über die drohende Gewitterfront möglich war, ist fraglich, aufgrund der Geschwindigkeit mit der sich diese bildete und auf das Gelände dann zusteuerte. So schafften es nur wenige der zahlreichen Zuschauer, die sich vor den Bühnen befanden, rechtzeitig Schutz auch vor dem heftigen Regen zu finden.

Bei allem Respekt der Opfer gegenüber sei leider anzumerken, dass nicht jeder Besucher den Anweisungen der Veranstalter Folge leistete: Obwohl geraten wurde, die Türme und metallischen Unterstände zu meiden, versammelten sich viele zum Beispiel unter dem Autoscooter vor dem Haupteingang, während andere lieber in den Bächen, die sich in wenigen Sekunden auf den Wegen bildeten, tanzten.

Spätestens als einige Besucher am Samstagmorgen das Wasser eimerweise aus ihren Zelten schöpfen mussten, lagen die Nerven blank und so manch einer begann bereits seine Sachen zu packen, um das Festival zu verlassen. Schade, hatten sich die Veranstalter doch einiges einfallen lassen, um die Fans zu bespaßen. Neben dem Rummelplatz, der wie im vergangenen Jahr am Haupteingang für zusätzliches Vergnügen sollte, gab es zum Beispiel auch eine Shower-World und selbstverständlich eine klassische Händlermeile, die allerdings nur wenige gesehen haben dürften. Der Grund: Am Samstag war das Festivalgelände wegen anhaltender Gewitter erst am Abend geöffnet, Sonntag bekanntlich dann gar nicht mehr.

@wss_official vorhin im Alternatent bei @rockamringofficial – das haut rein! #rar2016 #morecorede #metalcore #concert

Ein von MoreCore.de (@morecore.de) gepostetes Video am

Wenig Programm mit vielen Highlights

Trotz vieler Bandausfälle, durfte sich das, was auf den Bühnen passierte, mehr als sehen und hören lassen. BREAKING BENJAMIN feierten eine gelungene Show, der viele Fans seit Jahren entgegen fieberten. Dafür nahm Sänger Benjamin Burnley eine neuntägige Seefahrt aus den USA auf sich – seine Flugangst ließ eine Alternative nicht zu. DISTURBED überzeugten ebenfalls, nicht zuletzt durch ihr Cover-Medley u.a. mit Still Haven’t Found What I’m looking for (U2), Teenage Wasteland (THE WHO) und Killing In The Name (RAGE AGAINST THE MACHINE). WHILE SHE SLEEPS hatten wenig Mühe im Alternatent für Club-Show-Stimmung zu sorgen und sorgten so für einen ordentlichen Abriss trotz dürftigem Sounds. PANIC AT THE DISCO um Sänger Brendon Urie spielten nicht nur ihren Smash-Hit I Write Sins Not Tragedies, sondern auch ein großartiges Cover von QUEEN’s Bohemian Rhapsody. Wer nichts mit VOLBEAT anfangen konnte, kam bei THE 1975 voll auf seine Kosten. Die Briten elektrisierten die Zuschauer mit ihrem Indie-Rock, Fronter Matthew Healy zeigte dabei seine Entertainer-Qualitäten und rauchte nebenbei die eine oder andere Zigarette. Im Alternatent zeigten AUGUST BURNS RED ihre gewohnt gute Live-Show, bis die ARCHITECTS anschließend ein wahres Feuerwerk abrissen und mit ihrem soeben veröffentlichten Album All Our Gods Have Abandoned Us auch einige neue Songs im Gepäck hatten. Mit MAJOR LAZER und RUDIMENTAL endete der Freitag sehr kontrastreich, stieß aber auf große Zustimmung.

Am Samstag durften die DEFTONES erst ab 21.30 Uhr das Programm auf der Hauptbühne eröffnen, konnten aber für die RED HOT CHILI PEPPERS gut vorheizen, die ihren Slot mit BILLY TALENT tauschten und nur 90 statt ursprünglich 120 Minuten spielten. Möglicherweise war dies der Grund für die eher unspektakuläre Performance bei der Frontmann Anthony Kiedis eher gelangweilt wirkte und sich kaum zu einer Interaktion mit dem Publikum hinreißen ließ. Sehr enttäuschend für eine der möglicherweise größten Rockbands unserer Zeit und für viele das Highlight des Festivals. Da konnte auch Basser Flea nur wenig retten, trotz Handstand auf der Bühne und einem missglückten Witz über Lederhosen. Dies ist jedoch nur ein Eindruck von unserer Seite. Andere waren mit dem Auftritt der Kalifornier mehr als zufrieden und feierten die guten alten Songs um Californication und Co.

Wie man es besser macht, zeigten BILLY TALENT im Anschluss. Mit viel Herzblut und ordentlich Power stellten sie von der ersten Sekunde an klar, dass auch sie mittlerweile zu den ganz Großen gehören. Gedankt wurde dies mit “Billy Talent!”-Sprechchören oder Ruder-Aktionen im Publikum. Benjamin Kowalewicz war so beeindruckt, dass er geradewegs die anstehende große Tour gegen Ende des Jahres angekündigte – natürlich unter großem Applaus. Unfreiwillig sorgten dann THE BOSS HOSS für den Abschluss des Festivals und holten während ihrer Zugabe noch einige Damen aus dem Publikum auf die Bühne.

Rock am Ring wird sicherlich in die Festival-Geschichte eingehen, immerhin wurde das Event zum ersten Mal in 32 Jahren vorzeitig abgebrochen. Die Enttäuschung darüber vor allem Bands wie BLACK SABBATH verpasst zu haben, ist dementsprechend sehr groß. Schade, immerhin machten die Bands, die spielen konnten, ziemlich viel Spaß und waren ihr Geld definitiv wert. Die Frage wird sein, welche Folgen das Wochenende nun für die Zukunft des Festivals haben wird. Standortwechsel oder weiter am Konzept festhalten und dieses stetig verbessern? Gewinner könnten allerdings die Konkurrenten wie Hurricane und Southside sein, nachdem auch Rock im Revier erneut nicht vollends überzeugen konnte. Eins steht fest: es bleibt spannend auf dem hiesigen Festival-Markt!

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