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Live bei: Fjørt und We Never Learned To Live in Aachen

“Aachen, Kaiserstadt!” – Es ist wirklich nicht leicht mit dir. Während Events wie das CHIO, der Öcher Karneval und diverse ...

VON AM 11/02/2019

“Aachen, Kaiserstadt!” – Es ist wirklich nicht leicht mit dir. Während Events wie das CHIO, der Öcher Karneval und diverse Themenpartys lokaler Radiosender der absolute Garant für ein volles Haus sind, ächzt deine alternative Kulturszene unter den Auflagen des Ordnungsamtes und den Beschwerden von genervten Anwohnern. Einer der wichtigsten verbliebenen Institutionen in Aachen ist der Musikbunker, der vom gleichnamigen Verein verwaltet wird. Nach diversen Problemen, wie zum Beispiel eine zu geringe Fluchtwegbreite, bis hin zu einem Rechtsstreit mit den Nachbarn in der Rehmannstraße, konnte der “MuBu” bis heute jede Hürde meistern. Doch vor kurzem musste der Verein, trotz Unterstützung durch die Stadt Aachen, eine Schlappe hinnehmen.

Das Landesgericht Münster stimmte einer Klage zu und entschied, dass Veranstaltungen von nun an nur noch 140, statt den vorherigen 400 Besuchern, beherbergen dürfen. Das soll vor allem die Lautstärke vor dem Gebäude nach dem Ende der Partys reduzieren. Für den Musikbunker e.V., der sich neben der Vermietung von Proberäumen und normalen Konzerten, auch durch erfolgreiche Techno- und GOA-Partys finanziert, ist es ein schwerer Schlag. Umso schöner ist dafür zu sehen, dass eine heimische Band den Raum im tiefsten Herzen des Gebäudes bis zum Ausverkauf füllen kann. Auch den Jungs von Fjørt war die Begeisterung über die zahlreichen Besucher anzusehen.

Nach der Gründung im Jahr 2012, erschien im November 2017 ihr drittes Studioalbum “Couleur”. Zuvor machten sich die drei Aachener mit den zwei LPs “D’accord“ und “Kontakt” einen Namen im deutschsprachigen Raum und können dabei auf eine Historie von ehrgeizigen Touren zurückblicken. Ihre Mischung aus Post-Rock und Post-Hardcore gepaart mit emotional-poetischen Texten findet großen Anklang bei den Hörern und hat Fjørt Fans aus verschiedensten musikalischen Lagern beschert. Nach der Couleur Release-Tour im Frühjahr 2018, kamen Chris, David und Frank mit ihrer “Südwärts”-Tour wieder einmal in die kleineren deutschen Städte. Dabei wurden sie je nach Stadt unter Anderem von Bands wie The Tidal Sleep, Yellowknife, Havarii oder Mvrmansk unterstützt. Mehr über den Tourabschluss, dem Heimspiel in Aachen, erfahrt ihr hier.




Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

Pünktlich um 20:00 Uhr begann das Spektakel inmitten der massiven Betonwände mit dem Support We Never Learned To Live aus Brighton, UK. Die Engländer um Sänger Seán gewannen das Publikum mit ihrem Mix aus Melodic Hardcore und Post-Rock bereits nach zwei Songs. Mit einer emotionalen, aber auch energiegeladenen Performance konnte die fünfköpfige Truppe überzeugen und bereitete das Publikum dabei perfekt auf den Hauptact vor. Unter Beifall bedankte sich Sänger Sean nachdem Set bei allen Besuchern und verließ die Bühne. Zusammenfassend kann man sagen, dass “We Never Learned To Live” eine rosige Zukunft vor sich haben und ein absoluter Tipp für alle Fjørt-Fans sind.






Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

Eine kurze Umbau-Pause folgte, bevor es um 21:00 Uhr mit den Jungs von Fjørt weiter ging. Mit dem Song “Mit Pfefferminz Bin Ich Dein Prinz” von Marius Müller-Westernhagen verdunkelte sich der Raum. Nach einem kurzen Intro und einigen Lichtspielen betraten die drei Aachener unter Jubel die kleine Bühne des Musikbunkers. Beginnend mit “In Balance” vom 2016er Album “Kontakt” dröhnte der Bass von David durch den randvollen Raum. Ab der ersten Textstelle gab es Bewegung im Publikum und lautstarke Stimmen in der ersten Reihe. Mit dem Ausruf “Aachen, Kaiserstadt!” ging es in den nächsten Song “Eden” vom aktuellen Album. Die Bewegung in der Menge hörte nicht auf und Bassist David sang mit der vordersten Reihe um die Wette, während Gitarrist/Sänger Chris fast schon zu perfekt den Song wiedergab. In der Bridge flogen die Köpfe im Takt nach vorne und hinten. Nach einer kleinen Liebeserklärung der Band an den Musikbunker, seine Mitglieder und an die Menschen vor der Bühne, ging es mit den Song “Anthrazit” und “Magnifique” weiter. Auch hier ein lautstarkes Publikum, welches gerade bei diesem Song zu explodieren schien. Das änderte sich auch bis “Kontakt” nicht. “Sie spricht, im Schlaf” schallte es durch den Raum und sowohl Basser David, als auch Gitarrist Chris, kamen nicht mehr aus dem Grinsen heraus.




Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

Mit einem furiosen Appell und Lob an die Menschen, die sich aktiv gegen Faschisten und Rassisten in Deutschland wehren, leitete die Band einer ihrer ergreifendsten Songs ein. “Paroli”, verfeinert durch sein eigenes Live-Intro, bescherte nicht nur mir eine Gänsehaut. Als Antwort auf die Textstelle “Auf zwei von denen, kommen zehn von uns” schallte es “Und bitte!” dank des Publikum durch das Gemäuer. Dieser Moment war schwer zu toppen und dabei befanden wir uns erst in der Mitte des Sets. Weiter ging es mit den Songs “Windschief”, “Mitnichten”, “Raison” und “Couleur” vom gleichnamigen Album, bei denen auch weiterhin Mitsingen und Bewegen das Gebot der Stunde war. Mit “D’accord” und “Valhalla” wurden noch ein paar Klassiker herausgekramt und erneut eine ordentliche Gänsehaut verteilt. Mit “Lebewohl” beendeten Chris, David und Frank vorerst ihre Show, um mit “Südwärts”, “Lichterloh” und “Karat” eine ausgiebige und mehr als passende Zugabe zu spielen. Musiker und Publikum strahlten freudetrunken um die Wette und alle verließen den Musikbunker glücklicher, als sie ihn betreten hatten.




Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

Der Sound überrollte einen ohne Vorwarnung. Der Bass dröhnte in seinem tief-verzerrten Manier unaufhaltsam durch den Kopf der Zuhörer. Die Gitarre entfaltete sich im ganzen Raum und überzeugte, trotz fehlender zweiter Gitarre, mit einer unglaublichen Fülle. Der Bass zeigte sich jedoch präsenter und verschluckte des öfteren die Post-Rock-ähnlichen Leadriffs. Die Drums glichen mit jedem Schlag einem Gewitter, auch in dem kleinen Raum des Musikbunkers. Die Vocals setzten sich kraftvoll und absolut verständlich über das gesamte Instrumental und brannten sich auf die Stirn des Publikums. Alles in allem war es einer der besten Live-Sounds, die ich im Musikbunker gehört habe.

Fjørt gelten als einer der vielversprechendsten Vertreter der deutschen Rock-Musik und machen diesem Titel alle Ehre. In einer Zeit, in der deutschsprachige Musik mit seelenlosen Elektro-Pop und hohlen sowie emotionslosen Songtexten ganze Stadien füllt, sind sie und ihre Kollegen wie Heisskalt, Adam Angst oder The Hirsch Effekt der Gegenpol, der in der deutschen Sprache endlich wieder das Feuer entfacht und ihr Bedeutung verschafft. Die drei Aachener leben ihre Texte und bringen das ohne Rücksicht auf Verluste auf die Bühne. Ich kann mir nicht vorstellen, dass solch eine Live-Show auch nur einen Menschen unberührt zurücklassen kann. Ob melancholisch, glücklich oder sauer: Fjørt berühren genau da, wo es sein muss. Ungekünzelt und nicht aufgesetzt.





Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
Offizielle Website der Band

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