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Kritik: Veil of Maya liefern mit „False Idol“ einen äußerst runden Mix

Das Veröffentlichen neuer Musik kann manchmal wirklich grausam sein, denn jedes neue Material ist für viele Bands eine Zerreißprobe mit ...

VON AM 19/10/2017

Das Veröffentlichen neuer Musik kann manchmal wirklich grausam sein, denn jedes neue Material ist für viele Bands eine Zerreißprobe mit ihren Fans. Ob Neuerungen oder Altbewährtes, der Grat zwischen diesen beiden Seite ist, gerade wenn es um die Fan-Meinung geht, hauchdünn. Dabei nehmen harsche und unreflektierte Kritiken gerade in der Zeit der sozialen Medien immer mehr zu. Nicht zuletzt da sich der Missmut über das Schaffen eines Künstlers direkt via Twitter, Instagram oder Facebook adressieren lässt.



Dass das gerade für den Menschen hinter dem Musiker eine Belastung ist, spiegelt sich in diversen “Meltdowns” im Internet wider. Denn gerade wenn um die Selbstverwirklichung und das kreative Ausleben geht, decken sich die Vorstellungen des Künstlers nur selten mit denen der Fans. Wie extrem dieser Unterschied sein kann, konnte man beim letzten SUICIDE SILENCE-Album sehen, bei dem die niedrigen Verkaufszahlen für sich sprachen. Die Enttäuschung in der Community war groß, als die einstigen Deathcore-Väter mit einem groovigen Nu-Metal-Album die Ecke kamen. Wie viel Einfluss das aggressive und offensive Marketing der Band darauf hatte, sei dabei mal an den Rand gestellt.

Eine Band die sich zwei Jahre zuvor mit einem ähnlichen Aufschrei befassen musste, waren VEIL OF MAYA. Nach dem Ausstieg ihres Sängers Brandon Butler, stand ein neues Album an und dieses nutze die Truppe aus Chicago, um sich neu zu erfinden. Auf dem Album „Matriarch“ kamen mit dem neuen Sänger Lukas Magyar zum ersten Mal Clean-Vocals zum Einsatz. Auch das Instrumental änderte sich, von einem eher perkussivem Sound mit eigenwilligen Wechseln, zu einem fließenden und melodischen Gesamtbild. Viele Songs auf „Matriarch“ waren wesentlich eingängiger und gerade die Refrains blieben einem im Kopf hängen. Diese Hörbarkeit verärgerte gerade den harten Kern der Fanbase, der gerade mit dem Wort „Sellout“ nur so um sich warf. Für viele war es ein Verrat an dem Stil, den die Band seit ihrer Gründung 2004 zu einer der interessantesten Gruppen ihres Genres machte. Nach nun insgesamt fünf LPs erscheint am morgigem Freitag der Nachfolger „False Idol“ via Sumerian Records und verspricht laut Gitarrist Marc Okubo, wesentlich düsterer und böser zu werden als sein Vorgänger. Ob VEIL OF MAYA wieder zu ihrer alten Fanbase zurückfinden oder einen weiteren Schritt in eine neue Richtung gehen, erfahrt ihr nun hier.



Der erste Lauf durch den 13 Song Longplayer überrascht Fans des Vorgängers nur wenig. Bass und Gitarre sind melodisch, der Gesang wechselt zwischen Clean und Guttural und das Schlagzeug prescht die Band vor sich her. Trotzdem hat Gitarrist Mark recht mit seiner Aussage: „False Idol“ klingt wesentlich düsterer und erinnert zeitweise an die vorletzte LP „Eclipse“. Schuld daran sind vor allem Lukas Magyars sehr beeindruckende Growls und der gezielte Einsatz von Samples. Ein düsterer und unheimlicher Vibe liegt über „False Idol“ und das trotz der wieder mal sehr eingängigen Chorusse.

Nach dem atmosphärischen Intro „Lull“ geht es mit dem Song „Fracture“ bereits am Anfang zur Sache. Groovy und eher schwer geht es darum direkt mit einem guten Eindruck zu starten und den Hörer, vor allem mit den Samples, in den Bann zu ziehen. Das gelingt erstaunlich gut, auch wenn der Einfluss von „Matriarch“ immer noch zu hören ist. Der Chorus ist wie gewohnt catchy und bleibt im Ohr.

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Weiter geht es mit den beiden zuvor ausgekoppelten Songs „Doublespeak“ und „Overthrow“, bei der sich der Zweite als stärkerer herausstellt. Ein treibender Anfang der im sich Chorus wunderbar auflöst und einen gut getimten Kontrast bietet. „Overthrow“ findet einen guten Mix aus berstender Härte und eingängigen Melodien, die zum Mitsingen anregen. Abgerundet wird alles mit einem wirklich knackigen Breakdown. „Doublespeak“ startet zwar auch stark, verliert aber durch den übermäßigen Clean-Gesang an Fahrt. Dabei sind die Clean-Vocals an sich nicht das Problem, sondern eher im Kontext mit dem recht unmelodischen Instrumental. Auch wenn im Hintergrund ein wenig gutturaler Gesang zu hören ist, füllt er die Lücke zwischen Instrumenten und Hauptgesang nicht wirklich auf.

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Der darauffolgende Song „Whistleblower“ setzt zum Anfang auf einen Groove im MESHUGGAH-Stil, nur um den Hörer danach mit Blastbeats vor sich her zu treiben. Der Chorus bietet kurz ein wenig Entspannung, bevor der Groove einen wieder überrollt. Dabei sind die Vocals, ob geschrien oder gesungen auf Punkt gebracht. Gerade im Chorus übertreibt es Sänger Lukas nicht und stimmt eher entspannte Töne an.

Auch „Echo Chamber“, „Pool Spray“ und „Graymail“ setzen auf das Konzept der Vorgänger. Eine kraftvoller Verse, viel Groove, ein stimmiger Chorus und das ganze abgerundet mit einem saftigen Breakdown. Gerade der Chorus von „Echo Chamber“ sticht durch sein Zusammenspiel von Instrumental und Gesang heraus.

Mit „Manichee“ setzen VEIL OF MAYA mehr auf ein erhebendes Gesamtbild. Ein positiver und aufbauender Vibe, teilweise etwas poppig, aber nicht seltsam oder gekünstelt. Auf gutturalen Gesang wird komplett verzichtet und gerade der Höhepunkt nach der orchestralen Bridge kann sich wirklich hören lassen. Eine nette Abwechslung zum eher düsteren Sound der restlichen Platte.

Veil of Maya

Bei „Citadel“ wird man von dem Acapella Intro ein wenig kalt erwischt, jedoch entpuppt sich der Song im späteren Verlauf als ziemliches Monster. Im Gesamtbild setzt der eher auf Atmosphäre und zeigt das wieder im Chorus. Bis dahin und darüber hinaus klotzt Sänger Lukas absolut mit seinem „Geschrei“. Nach der Entspannung holen „Follow Me“ und „Tyrant“ einen, mit dem Knüppel schwingend, wieder zurück in den Abgrund und erinnern stark an den Sound von „Eclipse“. Dabei kommt man aus dem Kopf nicken nicht mehr raus. Schlagzeuger Sam Applebaum zeigt alle Facetten seines Könnens, egal ob Blastbeats oder simple, aber drückende Grooves.

Den Abschluss macht „Livestream“, der trotz des düsteren Themas mit einem eher offenen Rhythmus anfängt. Das gesamte Instrumental ist gerade im Verse weniger direkt und spielt mit der Betonung. Der Gesang folgt dieser Indirektheit und ist bei seiner Betonung an die Gitarre gebunden. Im Chorus findet jedoch alles wieder zusammen und verfolgt eine klare Linie.



Bei der Produktion lässt „False Idol“ kaum zu wünschen übrig. Das Schlagzeug ist druckvoll, aber klingt nicht künstlich oder überproduziert. Der Bass hat einen angenehmen Ton und fügt sich nahtlos in den Gesamtsound ein. Die Gitarren haben viel Raum zum Entfalten, verlieren aber nicht an Definition. Im direkten Vergleich zu Alben wie „Eclipse“ oder auch „[id]“ ist die Gitarre weniger trocken, was sich positiv auf die Lead-Spuren auswirkt. Sänger Lukas Magyar zeigt endlich sein volles Potenzial. Schoss er auf „Matriarch“ gerade mit seinen Clean-Vocals sehr über das Ziel hinaus, hält er sich hier eher zurück. Die Vocals hören sich im Kontext wesentlich passender an. Beim gutturalen Gesang bleibt einem die Spucke weg. Böse und Kraftvoll, dabei durchaus verständlich. Ohne Probleme kann man Lukas Magyar als einer der vielseitigsten Sänger des Genres bezeichnen.

Fazit:

Nein, VEIL OF MAYA finden nicht zurück zu ihren Wurzeln, jedoch bin ich mir unsicher, ob das so ein großer Verlust ist. Natürlich war ihr früher Stil maßgebend für viele Bands jedoch schaffen sie auf „False Idol“ eine Symbiose zwischen Härte, Komplexität und Hörbarkeit. Dabei kommt man nicht an die Facetten oder das Konzept von Bands wie PERIPHERY ran, jedoch macht es das auch für viele Hörer entspannter bzw. zugänglicher. Es wirkt weder erzwungen noch vernachlässigt.

VEIL OF MAYA laufen nicht auf der Stelle, sondern entwickeln sich weiter und schaffen es, den auf „Matriarch“ entwickelten Sound zu optimieren. Das gelingt nicht bei allen Songs des Albums, jedoch kann man durchaus von einer Stimmigen und in sich geschlossenen LP reden. Neue Fans werden definitiv auf ihre Kosten kommen. Allen älteren Fans kann nur raten, dem Album zumindest eine Chance zu geben. Auch nach einigen Durchläufen war ich nicht gelangweilt und sicherlich werde ich noch einige Male zurück zu dieser Platte kommen.

Wertung: 8/10

Band: Veil of Maya
Albumtitel: False Idol
Release: 20.10.2017

Offizielle Website der Band

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