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Kritik: Senses Fail – „If There Is Light, It Will Find You“

Wir schreiben das Jahr 2006: erstes Semester, erste Beziehungsproblemchen, erster Kontakt mit dem Leben abseits jahrelanger Vertraut- und Geborgenheit. Den ...

VON AM 15/02/2018

Wir schreiben das Jahr 2006: erstes Semester, erste Beziehungsproblemchen, erster Kontakt mit dem Leben abseits jahrelanger Vertraut- und Geborgenheit. Den Soundtrack dazu liefern Bands wie From Autumn To Ashes, Funeral For A Friend, Silverstein oder eben Senses Fail.


Senses Fail auf Spurensuche

Im Fall der Letztgenannten hieß das prägende Album „Still Searching“ und enthielt pointierte Textzeilen wie „Drink up the loneliness“, „Just save yourself ‚cause it’s too late for me“ und „I take a pill every day to help me deal with life”. Man schmetterte unbekümmert mit – freilich ohne die Lyrics anhand realer Ereignisse nachvollziehen zu können – und suhlte sich in purem Gefühl. Verklärung funktioniert eben auch vorwärtsgewandt.

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Seitdem sind zwölf Jahre vergangen. Meine persönliche Entwicklung erspare ich euch an dieser Stelle. Nur so viel: Das Leben hat aufgeholt. Senses Fail habe ich indes aus den Augen verloren, doch irgendwie schafft es diese Band immer wieder, sich von Zeit zu Zeit erneut Gehör zu verschaffen – zum Beispiel durch das hardcorelastige 2013er-Werk Renacer. Wie heißt es schon in „Saint Anthony“ aus dem Album „The Fire“? „I can run as far as London but my past has first class seats”. Grund genug, sich zu fragen, wie es anno 2018 um Senses Fail und Mastermind Buddy Nielsen steht.

Glaubt man dem Promo-Text des neuen Outputs „If There Is Light, It Will Find You“, so erwartet uns ein persönlicheres Werk denn je. Der Albumtitel – übrigens der wohl griffigste seit Yellowcards „When You’re Through Thinking, Say Yes“ – unterstreicht diese Behauptung. Vom Suchen zum Gefundenwerden in etwas mehr als einer Dekade.


Zurück zu den Wurzeln

Das Erste, was beim eigentlichen Hören des Albums auffällt, ist der im Vergleich zu den direkten Vorgängern deutlich reduzierte Härtegrad. Der Opener „Double Cross“ folgt rockigen Strukturen à la Taking Back Sunday, die darauffolgenden Songs „Elevator To The Gallows“ und „New Jersey Makes, The World Takes“ erhöhen zwar das Tempo, nicht jedoch die Heaviness. Shouts werden nur vereinzelt eingestreut, es dominieren pop-punkige Klänge und Melodien, wie man sie auch bei Bands wie New Found Glory finden kann. Zumindest musikalisch befinden sich Senses Fail innerhalb ihrer eigenen Diskografie heuer also eher im Jahr 2004 als im Jahr 2015.

Textlich herrscht da schon mehr Facettenreichtum. „Gold Jacket, Green Jacket“ ist eine bissige Abrechnung mit dem amerikanischen Selbstbild und Konsumverhalten in der Post-9/11-Ära – verpackt als luftig-leichter Sommersong mit Ohrwurmcharakter. Hier ist die Aufforderung „So take a pill to make you smile” eindeutig ironisch gebrochen.

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„First Breath, Last Breath“ und „Ancient Gods“ sind vergleichsweise zurückgenommene Tracks, die tiefgreifende Verluste, die Herausforderungen des Vaterseins und den Kampf gegen ein inzwischen manifestiertes Suchtproblem thematisieren. Allmählich wird klar: Das siebte Werk von Senses Fail ist vielleicht tatsächlich das bis dato intimste.



Am deutlichsten wird dies in „Is It Gonna Be The Year“. „Is it gonna be the year that kills me or is it gonna be the one that saves me ‚cause right now I’m suffocating”, besingt Nielsen den Scheideweg, an dem er steht. Kontrastiert wird der düstere Text einmal mehr durch den beinahe fröhlichen Vibe, den der Song musikalisch versprüht – stadiontaugliches Gitarrensolo inklusive.

„You Get So Alone At Times That It Just Makes Sense“ kommt recht unspektakulär und gleichförmig daher, „Orlando And A Miscarriage“ hingegen weiß durch seine flotte Geschwindigkeit durchaus zu gefallen.

Den Abschluss bilden das balladeske „Shaking Hands“, das punkige „Stay What You Are“ sowie der Titeltrack, der den Hörer mit beinahe epischer Getragenheit entlässt.

Am Ende bleibt ein Album, das mehr Easy- als Hardcore ist und dem ein Mehr an Abwechslung und härteren Tracks im Stile von „Shark Attack“ oder „Mi Amor“ sicher gut zu Gesicht gestanden hätte, das in Sachen Lyrics jedoch zum Intensivsten zählt, was Senses Fail je geschrieben haben.

Wertung: 7/10

Band: Senses Fail
Album: If There Is Light, It Will Find You
Release: 16.02.2018

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