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Kritik: Giver – „Where The Cycle Breaks“

Ich komme langsam in ein Alter, in dem ich immer öfters sagen kann: „Ha, die kenn ich noch, da haben ...

VON AM 05/02/2018

Ich komme langsam in ein Alter, in dem ich immer öfters sagen kann: „Ha, die kenn ich noch, da haben die vor zehn Mann im Proberaum gespielt!“. Bei der folgenden Band stimmt das nur bedingt, jedoch schlagen Giver im Moment große Wellen und bahnen sich ihren Weg in die Köpfe der Hardcore-Szene.



Die fünfköpfige Truppe gründete sich 2013 in Köln und machte zu Anfang vor allem mit ihrem häufigen Touren durch Deutschland und Großbritannien auf sich aufmerksam. Ich selber kenne die Truppe von einem ihrer frühen Auftritte im Druckluft Oberhausen vor einer Handvoll Menschen.

Damals noch mit ihrer EP „Choking On Pride“ unterwegs überzeugten sie nicht nur mich, sondern das leider viel zu kleine Publikum. Nach ihrer zweiten EP „Mother Midnight“, die 2015 erschien, erblickte am 26. Januar ihr erster Longplayer „Where The Cycle Breaks“ das Licht der Welt. Mit einer Produktion in UK und dem US-Vertrieb durch das bekannte Label Deathwish Inc. von Converge-Sänger Jacob Bannon, welches schon Bands wie Touché Amoré, Code Orange und Oathbreaker unter Vertrag hatte, ist dieses Debüt mehr als ambitioniert. Ob sich diese Ambitionen auch auszahlen, erfahrt ihr hier.

Giver haben große Vorbilder, kopieren jedoch niemanden

Der erste Ritt durch das 11-Track-Album gestaltet sich als rhythmische Wut-Keule und erinnert stark an Bands wie Defeater, Have Heart oder auch die frühen Comeback Kid. Auch mit nur wenigen Überraschungen gespickt, groovt man von Track zu Track und kommt aus dem Kopfnicken nicht mehr raus. Viele Gang-Shouts, ehrliche Vocals und Riff über Riff. Ein knackiges Grundgerüst zieht sich durch alle Songs von „Where The Cycle Breaks“ und macht Giver gerade für Neulinge umso zugänglicher.

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Los geht es mit dem Song „Shock Of The Fall“, der bereits samt Video ausgekoppelt wurde. Sowohl stimmungs- als auch kraftvoll, braucht er trotzdem ein wenig Zeit, um zu zünden. Das „Aufbauen“ im Intro, sowie im späteren Verlauf des Songs, geben viel Substanz, wobei es gleichzeitig dem Album den ersten Drive nimmt. Das mindert aber gänzlich nicht die Qualität, mit der hier schon beim ersten Song gearbeitet wurde. Ein „Aha“-Moment tritt vor allem bei dem wiederkehren des Intro-Riffs gegen Ende des Tracks ein.

Der Song „The Other“ dreht den Spieß um und startet explosiv. Ein treibender Beat jagt einen über offenes Riffing und zackige Vocals. Hier und da schleicht sich ein kleiner Blast-Beat ein. Auch „Made It Home“ und „No World To Come“ bleiben bei einem guten Tempo, lassen aber hier und da ein paar Momente zum Durchatmen zu.

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Bei „Dance With The Devils“ regiert der Groove und gerade hier erinnert der Sound wieder stark an Bands wie Comeback Kid oder auch die frühen Your Demise. Sänger Rob lässt seiner Wut freien Lauf und das könnte nicht authentischer sein. Das hört man auch bei Songs wie „Pills“ und „When The Fire Dies“.


Gelungene Produktion mit kleinen Abzügen

Tracks wie „Heart Of Dark“, „Weightless“ oder auch „The Terror Of Perfection“ zeigen eine andere Seite und bauen auf ein melancholisches/verzweifeltes Thema, welche eine gelungene Abwechslung zum sonst eher wütenden Sound ist. Ein Vergleich zu Defeater oder den legendären Have Heart ist hier durchaus gerechtfertigt

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Bei Produktion und Songwriting zahlen sich der Besuch bei Produzent Lewis Johns, der auch bereits an Alben für Gnarwolves oder Rolo Tomassi mitgearbeitet hat, vollkommen aus. Das Schlagzeug findet einen guten Mittelweg zwischen einem organischen Gefühl und der nötigen Portion Druck, die gerade in chaotischen Parts absolut wichtig ist. Der Bass schwingt passend im Spektrum mit und füllt die Lücke, die von den doch recht hohen Gitarren zurückbleibt, ohne dabei zu nerven.

Auch wenn gerade die offenen Riffs genug Platz zum Entfalten haben, fehlt es ihne gerade in den tieferen Frequenzen ein wenig an Kraft. Die Vocals sind weder überproduziert oder verfälscht und verleihen der ganzen Platte die nötige Ehrlichkeit. Die Gang-Shouts sowie die Backing Vocals erschlagen einen nicht und heben sich subtil durch die geringere Lautstärke vom Hauptgesang ab. Alles in allem kann man sagen, dass die Qualität von „When The Cycle Breaks“ keiner der Bands, die hier zum Vergleich gezogen wurden, nachsteht.



Giver ergießen sich mit ihrem Debüt über die Welt des Hardcores und bereichern diese durch ein absolut solides Songwriting und einer qualitativen Produktion. Während sich Melodic Hardcore in Melancholie und Selbstmitleid verliert, hauchen die fünf Kölner dem Genre wieder neues Leben ein. Es lässt unnötige Experimente beiseite und besinnt sich zurück zu den Wurzeln. Selten überzeugt ein Newcomer so sehr mit seinem ersten Longplayer. Giver brauchen sich niemanden zu verstecken und sind in meinen Augen bereits die Newcomer 2018.

Wertung: 8/10

Band: Giver
Album: Where The Cycle Breaks
Release: 26.01.2018

Offizielle Facebook-Seite der Band

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