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Kritik: CODE ORANGE – „Forever“

Eine Rezension von: Philip Linn Endlich, die erste Album Review in 2017 und dann auch noch von einer meiner Lieblingsbands. ...

VON AM 16/01/2017

Eine Rezension von: Philip Linn

Endlich, die erste Album Review in 2017 und dann auch noch von einer meiner Lieblingsbands. Nachdem mich der Dezember des letzten Jahres mit Single-Auskopplungen und Teasern geärgert hat, ist es wieder Zeit für neues Futter. Das neue Jahr ist da und strotzt bereits jetzt mit einer Fülle an Veröffentlichungen.

Einer dieser Releases ist das neue CODE ORANGE-Album „Forever“, welches am Freitag erschien und ihr Major Label-Debüt ist. Die fünfköpfige Hardcore-Band aus Pittsburgh machte neben ihren letzten beiden Alben „Love Is Love / Return to Dust“ und „I Am King“ vor allem mit ihren provokanten Aussagen in Richtung ASKING ALEXANDRIA und dem Deathcore-Genre auf sich aufmerksam. Auch auf ihren Live-Shows kommt Schlagzeuger und Sänger Jami Morgan nicht um offene Provokationen herum. CODE ORANGE ecken sowohl mit ihrer Musik als auch mit ihrem Auftreten überall an und spalten die Szene. Ob das neuste Werk ebenso ehrlich und kompromisslos ist oder sich schnell in Schall und Rauch verwandelt, erfahrt ihr hier.

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Die erste Fahrt durch den 11-Track-Long-Player wartet mit einer Menge von Überraschungen auf. Plötzliche Stille, Clean Vocals von Gitarristin Reba Meyers und Schlagzeuger Jamie, elektronische Sounds, die stark an die düsteren Zeiten der NINE INCH NAILS erinnern, eine Atmosphäre die absolute Gänsehaut verursacht. Das einzige was wieder sicherer ist, als der Shitstorm in Bezug auf den Klargesang von SUICIDE SILENCE, sind 50 Tonnen-schwere Breakdowns, bei dem einem die Spucke wegbleiben. Aber alles der Reihe nach:

Es beginnt explosiv mit dem Titel-Track „Forever“ und „Kill The Creator“, die beide als Singles bereits 2016 präsentiert wurden und Fans mit den bekannten Hardcore-Grooves wieder auf Kurs bringen. Gewohnt wütend und mit den bereits beschriebenen Breakdowns. Ohne großen Umweg direkt zum Punkt, jedoch auch erfrischend durch den Einsatz verschiedener Industrial Sounds, die im späteren Verlauf des Albums zu einem tragenden Element werden. Ein guter Start im Allgemeinen, jedoch etwas irreführend im Hinblick auf den Rest des Albums. Auch bei „Real“ bleibt es stumpf, groovig und immer noch „industriell“. Auf eine Double Bass-Wand folgt ein elektronischer Beat und wieder ist hier eine wunderbare Fusion zweier Genres zu hören.

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Während das erste Viertel von „Forever“ harte Seiten aufzieht, kommt mit „Bleeding The Blur“ ein wenig Abwechslung in das Ganze. Melodische Cleans von Gitarristin Reba über doomigen Gitarrenriffs und einem simplen Beat. Nicht unbedingt fröhlich, dafür aber mit einer düsteren Atmosphäre innerhalb des Songs. Gewürzt mit einem stimmigen Gitarrensolo, das vielleicht etwas zu kurz ist, sich aber nahtlos einfügt. Für Fans der Band nicht unbedingt überraschend, da bereits die Vorgänger Alben immer wieder mit Songs dieser Art bereichert wurden. Neulinge sollen bewusst die Vielseitigkeit der Band kennenlernen.

Mit „The Mud“, „The New Reality“ und „Spy“ geht es nach der kurzen Abwechslung wieder zurück in den metallischen Hardcore. Groove und Breakdowns bestimmen wieder das Bild der drei Songs, jedoch auch ein verstärkter Einsatz von Synthies. Trotz des gelungenen Experimentierens, würde ich diesen Teil eher als Dämpfer des Albums sehen, da hier die einzelnen Parts der Songs längst nicht so flüssig sind wie zu Beginn des Albums. Dazu kommt ein quälend langes und minimalistisches Interlude innerhalb des 4-minütigen Songs „The Mud“, welches sehr zufällig platziert wirkt.

Mit dem darauffolgenden Song zeichnet sich auch langsam ein Schema ab. Nicht unbedingt entspannter als „Bleeding The Blur“, aber ebenfalls eine Abwechslung, glänzen CODE ORANGE bei „Ugly“ erneut mit einem atmosphärischen Song. Die rauen Clean Vocals von Schlagzeuger Jami lassen den Song sehr roh wirken, jedoch nicht wirklich aggressiv und das meine ich in einem sehr positiven Sinne. „Ugly“ erinnert stark an den Grunge der frühen 90-iger Jahre.

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Getreu dem „Schema“, geht es zurück zu einer Dampfwalze. „No One Is Untouchable“ weckt auf und animiert wieder zu ordentlich Bewegung im Pit. Groovig und düster, gespickt mit Gitarrenspielereien. Nicht unbedingt ausartend anders, aber durchaus solide und wie auch bei „Forever“ und „Kill The Creator“ ein lupenreiner Live-Song.

Den Abschluss macht die sehr eigenwilligen Tracks „Hurt Goes On“ und „Dream2“. Eine düstere und schaurige Atmosphäre, in die man voll und ganz versinkt und zudem ein klarer Bruch mit den restlichen Songs. „Hurt Goes On“ setzt wesentlich mehr auf elektronische Elemente, und startet mit einem simplen Beat und kaum verständlichen, gesprochenen Worten. Dazu kommen unvorhersehbare Pausen und eine beklemmende Stille in der Mitte des Songs, aus der ein roher 4/4-Industrial Beat mit verzerrten Vocals aufsteigt. Bei „Dream2“ geht es mit einem beklemmenden Sound weiter, der vor allem durch die depressiv-wirkende Stimme von Gitarristin Reba wunderbar übertragen wird. Ruhig und verstörend, bei dem auf Schlagzeug und Bass verzichtet wird. Ohne Vorwarnung endet „Dream2“ und somit das Album in Stille und hinterlässt ein Gefühl des Unbehagens zurück.

Die Produktion weist ein hohes Niveau auf, nicht zuletzt durch die Arbeit von Kult-Produzent Kurt Ballou (CONVERGE), der jedem Album eine eigene Note verleiht. Die Gitarren, definiert und kraftvoll, befinden sich mit ihren Effekten genau auf der richtigen Position im Panorama. Das Schlagzeug knallt einem, gerade bei den stumpferen Songs, frontal ins Gesicht. Dies ist aber auch gleichzeitig der Nachteil bei den ruhigeren Tracks, wo die Dynamik des Schlagzeugs schmerzlich vermisst wird. Bei den Vocals gibt es eine deutliche Verbesserung zum Vorgänger „I Am King“. Waren hier die Vocals noch undeutlich und kratzig, wirken sie bei „Forever“ deutlicher und „nasser“. Im gesamten ist der Sound klarer und wesentlich definierter, was für einige Fans eine Umgewöhnung sein könnte. Für mich persönlich war es aber kaum ein Problem. Der Sound ist nicht wirklich glattgebügelt strotz aber vor Kraft und Präzision.

Fazit: Alles in allem ist „Forever“ mehr als nur der Soundtrack zu einer verdammt guten Hardcore-Show. CODE ORANGE sind gereift und bieten einen interessanten Genremix, der viel Stimmung und Eigenheit transportiert. Immer wieder gibt es Stellen, deren Sound einen in die Vergangenheit zurückwirft, ohne dabei schamlos zu klauen. „Forever“ funktioniert durch seine Abwechslung genauso gut zuhause auf der Couch, als auch in einem kleinen Club mit 200 schwitzenden Menschen. Für mich ein Paradebeispiel für das Experimentieren innerhalb seines eigenen bekannten Stils, ohne dem Vorwurf des „Sellouts“ gerecht zu werden. Wer nach dem schnellen Breakdown für zwischendurch sucht, könnte nur bedingt zufriedengestellt werden, wer jedoch nach einer aufregenden Platte mit Abwechslung sucht ist hier genau richtig.

Wertung: 9/10

Band: CODE ORANGE
Titel: Forever
Genre: Hardcore / Beatdown / Metal
Songs: 11
Release: 13.01.2017
Label: Roadrunner Records

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