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Kritik: BRING ME THE HORIZON – „That’s The Spirit“

Morgen erscheint zwei Jahre nach „Sempiternal“ endlich „That’s The Spirit“, das lang ersehnte fünfte Album von BRING ME THE HORIZON. ...

VON AM 10/09/2015

Morgen erscheint zwei Jahre nach „Sempiternal“ endlich „That’s The Spirit“, das lang ersehnte fünfte Album von BRING ME THE HORIZON. Drei Songs sind euch schon bekannt und haben unter den Fans neben Vorfreude auch stellenweise Angst geschürt. Sind BMTH noch die Alten oder sind sie vielleicht die Vorreiter einer neuen Richtung des Post-Hardcores? Kann der neue Stil auch live überzeugen? Wir haben uns den Rest der Platte angehört und wollen für euch unseren Senf dazu abgeben. Also nichts wie los und in medias res!

Vorab kann ich euch sagen: Das Album ist meiner Meinung nach gelungen und wird vor allem live ziemlich gut abgehen können! Trotzdem war ich zu Beginn stark irritiert: “Creepy”, “ Atemgeräusche” und “Elektro-Sounds”. Das schießt mir sofort durch den Kopf, als ich den ersten Track der neuen Scheibe höre. In „Doomed“ setzt Sänger Oliver Sykes mit monotoner Singstimme ein. Mystische Frauen-Background-Vocals machen das Ganze noch düsterer. „I think we’re doomed“ sagt dann auch das aus, was ich gerade fühle. Was erwartet mich denn in diesem Album? Olivers Stimme geht in die Höhen und klingt trotzdem nicht nach Autotune – wird das live auch funktionieren?

Erst mysteriöse Frauen, dann buchstabierende Kinder. Im „Happy Song“ ist die Tonalität sehr ähnlich zu „Doomed“. Oliver nun aber mit etwas rauchigerer Stimme am Start; hier merkt man ganz klar die Bearbeitung der Vocals. Pluspunkt des Songs: Der Drumbeat von Matt Nicholls kommt echt lässig rüber. Die Gitarren-Riffs von Lee Malia sind dafür weniger beeindruckend. Wenigstens kommt hier nach einem Breakdown auch wieder das eigentlich von BMTH gewöhnte Screamen wieder zum Vorschein und macht so mich als alten Fan glücklich!

Nach zwei Songs sind jetzt zwei Dinge klar: „That’s The Spirit“ ist ein textlich relativ düsteres Album. Oliver Sykes verarbeitet hier seine harte Vergangenheit, die wir erst kürzlich aus einem Interview erfahren mussten. Zum anderen hören wir hier einen neuen und garantiert massentauglicheren Sound als auf „Sempiternal“.

Zur News: „Ich wollte sterben!“ – Oli Sykes über seine Drogensucht

Throne“ ist ein mittlerweile allseits bekannter Song: Es gab schon im Juli eine Vorschau inklusive Musikvideo. Hier schwingt textlich auch Hoffnung und Kampfwille mit. Gut, ich habe mir schon Sorgen gemacht! Ach ja – den Ohrwurm-Charakter des Songs sollte dann ja auch jeder von euch kennen. Das Ding kann live wirklich gut zünden und bestätigt die neue musikalische Richtung der Band erneut. „True Friends“ folgt auf dem Fuße und fängt so derbe emotional und weinerlich an, dass es unangenehm ist. Aber auch hier wird der neue mystische poppige Sound von BMTH ganz klar. Irgendwie erinnert mich dieses mystische Gehabe und der eingängige Gesang an keine mir bekannte Band aus dem Hardcore oder Post-Hardcore. BRING ME THE HORIZON gehen hier wirklich einen eigenen Weg und schaffen es das Ganze souverän über die Bühne zu bringen. Neu? Ja. Deswegen schlechter? Nein.

Der nächste Song, Nummer 5 von den 11 auf dem Album enthaltenen, trägt den Namen „Follow You“ und beginnt auch sehr ruhig und fast schon monoton. Aber die Message ist schon süß: Sie geht an Oliver Sykes Frau Hannah und hat so romantische Parts wie z.B. „Cause I’m telling you you’re all I need | I promise you you’re all I see“. Hach, da geht einem doch das Herz auf. Und es wird auch endlich klar: Dieses Album wurde textlich ganz klar von Sykes bestimmt und behandelt ihn und seine Emotionen. So wird in den Songs „What You Need“ die Blindheit und Engstirnigkeit der Gesellschaft von heute und in „Avalanche“ die Krankheit ADHS und die Drogenabhängigkeit von Sykes behandelt.

Bei „Run“ wird es langsam echt krass Pop-lastig. Das Ganze erinnert an 90er Jahre Dance-Musik und macht mich persönlich verrückt; auch wenn stellenweise echt (Pop-)Power durchkommt. Aber als ein Riesen-Fan der vergangenen BRING ME THE HORIZON-Alben will ich wenigstens ein bisschen der alten Kreativität und vor allem Aggressivität hören und fühlen. Ich habe noch drei Songs vor mir.

Dass der „Beatles“-Song „Drown“ da nicht wirklich helfen wird war von Anfang an klar. Dafür gefällt mir der Stil aber doch ungemein. Hier stehen Gitarre und Bass wieder mehr im Vordergrund als irgendwelche völlig merkwürdigen Elektro-Sounds. Außerdem hat der bereits 2014 von BRING ME THE HORIZON rausgehauene Song so einen Ohrwurmcharakter und satten Sound, dass das Bespielen von großen Venues kein Problem darstellen sollte.

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Wie geil ist denn Olis Stimme bitte in „Blasphemy“? Auch wenn danach wieder die nervigen Background-Vocals durchstarten. Der Song hat Potential. Und die Thematik kommt nah an die von „What You Need“ heran. Wenn vorhin die Engstirnigkeit eines jeden unter uns kritisiert wurde, setzt sich dieser Track mit den Themen Zynismus und Moral auseinander. Ganz interessant. Hier bekommt das Album einen belehrenden Touch. Außerdem gibt es ab 2:43 ein echt schönes Gitarren-Solo von Lee Malia, das ich unbedingt mal live erleben möchte.

Finale des Albums. Finale der dunklen Zeiten von Oliver Sykes. Finale eines pop-überladenen „Metalcore“-Albums. Der 5-Minuten lange Schluss-Track „Oh No“ behandelt die schon öfters erwähnte Thematik, dass Oliver über seine Drogenabhängigkeit hinweggekommen ist, erneut. Auch hier ist ein Ohrwurm-möglicher, poppiger Grundbeat gegeben, der Potential für Sender wie 1Live und Co. bietet.

Alles in allem ist das Album als einheitlich zu betrachten. Was soll das nun heißen? „That’s The Spirit“ zeigt ganz klar die neue Stilrichtung von BRING ME THE HORIZON und macht dabei meiner Ansicht nach keine Fehler. Außerdem schließt Frontmann Oliver Sykes auch textlich mit seiner düsteren Vergangenheit ab und widmet seiner Frau sogar einen Liebessong. Augen auf, Blick nach vorne. Und das wahrscheinlich auch mit einem Großteil der Fans der vergangenen Alben. Denn die eingangs erwähnten Ängste bestätigen sich nicht. Auch als Fan der alten BRING ME THE HORIZON-Schule kann man das Album genießen und auch des öfteren hören. Seid ihr in Zukunft mit von der Partie? Was sagt ihr zu dem neuen Sound der Band? In jedem Fall lohnt es sich das Ganze auch einmal live zu erleben und so zu spüren, wie die neuen Songs wirken und bei den Fans ankommen. Möglichkeiten dazu gibt es genug.

Tickets für die Tour bekommt ihr hier!

Wertung: 7/10

Band: Bring Me The Horizon
Genre: Metalcore und Pop
Titel: That’s The Spirit
Songs: 11
Release: 11. September 2015
– Sascha Dejas

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