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Kritik: Cold Night For Alligators landen mit „Fervor“ einen weiteren Kracher

Die dänische Metalszene ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Bands wie VOLA, MOL oder Siamese erobern momentan die europäische ...

VON AM 13/11/2018

Die dänische Metalszene ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Bands wie VOLA, MOL oder Siamese erobern momentan die europäische Szene und haben alle oft den selben Ursprung. Denn in Kopenhagen, der Hauptstadt Dänemarks, geschieht magisches. Die Magie versteckt sich im Prime Collective. Einem Künstlerkollektiv, das von Mirza Radonjica-Bang geführt wird und sich auf die Entwicklung neuer Metalbands fokussiert und diese von Songwriting, Produktion und Management bis hin zum Touring unterstützt. So sind Bands wie Ghost Iris zu internationaler Bekanntheit gekommen und haben sich zu einem der meistgehörten Metalacts Dänermarks entwickelt.



Cold Night For Alligators sind nicht nur ein Bestandteil des Prime Collectives, sondern auch eine wahre Konstante der dänischen Szene. Bereits 2013 waren die Dänen in Indien auf Tour, während Auftritte auf den internationalen Prog Metal-Festivals wie etwa dem UKTM oder Euroblast folgten. Doch ist die Musik von Cold Night For Alligators weit mehr als einfach nur Prog Metal, wie sie auf ihrem Debütalbum „Course Of Events“ unter Beweis stellten. Es gelingt Cold Night For Alligators ihre virtuosen Kapriolen mit verdammt eingängigen Refrains und stark angejazzten Einflüssen zu kombinieren und diese unkonventionell eingänglich zu strukturieren, obwohl die Tracks in sehr technisch versierter Manier agieren. Dahinter versteckt sich keinesfalls ein Euphemismus, sondern die Tatsache, dass „Course Of Events“ diese Aspekte gekonnt zu einem vollends überzeugenden Gesamtwerk kulminierte, das es 2016 auf die Liste meiner besten Metalalben geschafft hat.

Doch wie klingen CNFA im Jahr 2018?

Was ist übrig von all dem was so gut zusammen gepasst hat? Hinter „Fervor“ befindet sich der englische Begriff für Leidenschaft und Inbrunst, der in manchen Stellen besonders passend als Albumtitel gewählt wurde, wie insbesondere Sänger Johan mit seinem vollends überzeugenden Gesang unterstreicht. Denn der Gesang ist ein wichtiges Element, das „Fervor“ zusammenhält, wie ein roter Faden in einer Geschichte, bevor das musikalische Konstrukt Risse bekommen kann. Grund für diese Risse, könnte die teils sehr vertrackte, stark technische Komponente in den Instrumentals von CNFA sein. Doch sind es eben diese Refrains, wie beispielsweise in „Canaille“ die den Song zusammenhalten und mit anthemischer Wirkung und einem waren Bombast-Effekt nahezu Stadion-reif machen.

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„Violent Design“ startet mit einem stark rhythmischen Break, der die letzten Djent-Ansätze, die es noch auf „Fervor“ geschafft haben, anmuten lässt. Dabei klingen CNFA musikalisch nahe dem was The Contortionist zu Zeiten des, leider stark unterbewerteten, Albums „Intrinsic“ fabriziert haben. „Violent Design“ wurde ebenfalls als zweite Single gewählt und überzeugt mit bipolarer Stimmung. Zum einen gibt es die harten, groovigen Parts, zum anderen gibt es den sehr fragilen Clean Part, in dem Sänger Johan erneut mit gefühlvoller Stimme von sich überzeugt.

Um ein Beispiel anzuführen eignet sich auch „Nocturnal“ der eben genau diese Schemata, die auf „Intrinsic“ zu finden waren hervorkitzelt und somit einer der komplexesten und härtesten Songs auf „Fervor“ ist. Doch eben auch ein Song wie „Nocturnal“ ist auf der anderen Seite verdammt catchy, wie er spätestens im Refrain beweist. Der Anfang von „Get Rid Off The Walls“ greift sogar so weit, dass er eine instrumentale B-Seite von The Contortionists erstem Album „Exoplanet“ sein könnte. Dabei klatschen Cold Night For Alligators nichts ab, sondern führen weiter, was viele Fans der Band vielleicht auf den letzten beiden Alben gerne gehört hätten.



Über die Instrumentals auf „Fervor“ legen sich oft einige elektronische Elemente, sowie poppige Cheese-Einsätze, die zum Beispiel in „Drowning Light“ hörbar sind. Dabei schlagen sie aber nicht über die Stränge, sondern generieren einen Vibe der zum tanzen anregt und damit irgendwie zwar cheesy, aber mindestens auch genauso catchy und überzeugend ist, dass ich diese Art der vokalistischen Artikulation als klaren Pluspunkt sehe. Auch die Shouts sind, wenn auch nicht ganz so stark wie die Cleans, vollends überzeugend und untermalen die harten Parts mit Brachialität. Dennoch, ich hätte kein Problem damit, wenn Cold Night For Alligators sich nur auf den klaren Gesang fokussieren würden. Denn das ist was „Fervor“ zu einem so großartigen Album macht.

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Das Highlight von „Fervor“ findet sich für mich persönlich klar in „Black Swan“. Der Song startet mit Protest The Hero-ähnlicher rhythmischer Artikulation und wird dann überraschend ruhig und melancholisch. Die Figur des schwarzen Schwans passt bezeichnend auf die Stimmung, die der Track impliziert und wird atmosphärisch in einen verdammt groovigen Part getragen, der auch ohne übersteuerten Gain verdammt djenty daher kommen kann. Den Klimax findet „Black Swan“ in seinem übertrieben fetten Chorus, der ein Feuerwerk nach dem anderen abfeuert und nicht nur Gänsehaut, sondern tiefe Glücksgefühle auslöst!

Auf „Black Swan“ verarbeiten Cold Night For Alligators wirklich all ihre Stärken, was mit unter auch den Backgroundgesang betrifft, der meist quietschhoch ist, aber die Vocal Lines mit einer unfassbaren Fülle bereichert. Die rhythmische Verschiebung, mit der im Ende dieses Songs gearbeitet wird, erscheint so transparent und eingängig, dass sie kaum auffällt. Es gelingt den Dänen sich hörbar simpler zu strukturieren, während das komponierte doch viel komplexer ist, als es zu sein scheint. Wer mit progressivem Metal bisher nichts anfangen konnte, wird durch diese implizierte Simplizität vielleicht Zugang finden können und verstehen was daran begeistert. Cold Night For Alligator überzeugen mit „Fervor“ erneut, wenn auch auf andere Art und Weise. Was für ein bombastisches Album!

Wertung: 8/10

Band: Cold Night For Alligators
Album: Fervor
Veröffentlichung: 09.11.2018

Offizielle Website der Band

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