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Kritik: As It Is – „The Great Depression“

Junge Emo- und Pop-Punk Bands neigen häufig dazu, mit den Jahren ihren Sound zu perfektionieren und sich erwachsenen, rockigeren Tönen ...

VON AM 09/08/2018

Junge Emo- und Pop-Punk Bands neigen häufig dazu, mit den Jahren ihren Sound zu perfektionieren und sich erwachsenen, rockigeren Tönen zu widmen. Sie selbst werden durch ihre Erfahrungen zu Geschichtenerzählern, Botschafter für gesellschaftskritische Themen und geben damit einer ganzen Generation eine Stimme.
So auch das Viergespann aus Brighton, As It Is.



Dass es einzelnen Bandmitgliedern nicht immer rosig geht und jeder sein Päckchen zu tragen hat, daraus haben sie nie ein Geheimnis gemacht; ganz im Gegenteil. Schon oft wurden ihre persönlichen, familiären und psychischen Probleme zu Themen ihrer Songs. Vor allem auf ihrem zweiten und letzten Studioalbum “okay”, dessen Motto schlichtweg “it’s okay not to be okay” war.

Gerade mal gute eineinhalb Jahre ist das her, und bereits jetzt melden sich As It Is mit neuer Musik bei uns wieder. Die Optik geändert im Look von My Chemical Romance gibt es gratis dazu.

Die Thematik wird sich, so wie der Name “The Great Depression” es schon verrät, nicht wirklich verändern. Was ich aber auch gar nicht mal schlimm finde. Ich mochte die offene Art der Band schon immer. Dabei ist der Titel aber auch zweierlei zu deuten, denn die “Great Depression” war damals nichts anderes als die Weltwirtschaftskrise.

Ich finde es schon sehr interessant, die persönliche Situation mit einem solch riesigen Ereignis gleichgestellt, beziehungsweise, dass zumindest Bezug dazu genommen wird.

Der erste gleichnamige Song beginnt mit einem futuristischen, elektronischen Beat, bevor es in die dynamischen und rockigen Gitarrenklänge übergeht. Die erste Zeile, die man diesem Album entnehmen kann, lautet übersetzt “Hallo Konsument, ich weiß, dass du da bist”. Die direkte Ansprache lässt einen aufhorchen und fordert auf, die kommenden Stories aufmerksam zu verfolgen.

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Die drei darauf folgenden Songs “The Wounded World”, “The Fire, The Dark” und “The Stigma (Boys Don’t Cry)” sind der Öffentlichkeit bereits bekannt. Wer hier schon mal reingehört hat wird gemerkt haben, dass bislang nicht viel von den alten, poppigen und quirligen As It Is zu hören ist. Die Stimmung ist wesentlich düsterer, geballte Emotionen sind deutlich zu spüren, der Sound ist dunkler, die Ansprache ist energisch und direkt; und das steht der Band verdammt gut!

Uns Zuhörern, oder besser der ganzen Gesellschaft, wird vorgehalten, wie dumm und ignorant wir uns gegenüber anderen verhalten; auch bereits visuell dargestellt im Musikvideo zu “The Wounded World”. Wir führen uns selbst wie in einer großen Show vor, wie sehr wir uns von Social Media und Fake-News und auch Stigmata leiten lassen und dass wir die Menschlichkeit dabei teilweise völlig außer Acht lassen. “We’re all to blame for the wounded world”. Starke Stücke allemal!

Okay okay, so ganz ohne den klassischen Pop-Punk Good Vibe geht es dann doch nicht. Den bekommt man in Hülle und Fülle bei “The Handwritten Letter”.

Der sechste Track “The Question, The Answer” dürfte wohl der ruhige Pol auf dem Album sein. Deutlich mit der Energie zurückgehalten, stellt die Band sich hier Fragen über das Leben, ohne dabei zu wissen, ob es überhaupt Antworten dazu gibt. Dem ein oder anderen wird das Orchester, das ruhige Glockenspiel und die pop-artigen Klicks und Beats im Hintergrund vielleicht gefallen; mich erinnert es leider zu sehr an damalige Westlife-Zeiten und verleitet mich eher zum Skippen.



Eine interessante Mischung bietet sich “The Reaper”, bei welchem Underoath-Cleanvocalist und -Drummer Aaron Gillespie seine gesangliche Unterstützung beisteuert. Ebenfalls wieder einer der eher düsteren Songs, thematisch die Konfrontation zwischen dem Tod und jemandem, der sein “wasted life” trotzdem nicht aufgeben will. Aarons Stimme gibt dabei noch die gewisse Portion Gruselfaktor. Der Song ist sehr gitarrenlastig, aber achtet mal auf das einleitende Riff: erinnert es euch nicht auch an “6/8” von Blink 182? Für mich trotzdem eines der starken Stücke auf der Platte.

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Das Dilemma vom Protagonisten, hin und hergerissen zu sein, zwischen Tod und Leben, richtig und falsch, ja oder nein, finden wir auch in den folgenden Songs “The Two Tongues”, “The Truth I’ll Never Tell” und “The Haunting”. Lyrisch alle sehr stark und musikalisch gibt es hier auch nochmal etwas mehr Abwechslung zwischen den dominierenden tiefen Tönen und typisch, groovigen Pop-Punk Vibes.

Die Ballade „The Hurt, The Hope“ ist eine Ausnahme von “The Great Depression”, die mir den Eindruck eines Wendepunkts auf der Reise vermittelte, dass es Aussichten auf Besserung gibt.

Die Platte schließt klassischerweise “The End” ab. Ein bewegender Track, der wie eine Zusammenfassung des ganzen Albums wirkt; die große Show ist vorbei.

Fazit:

Die ganze Scheibe hat für mich nur sehr wenig “Fehler”. Die Band hat sich, finde ich, nochmal wirklich gesteigert; und das in so kurzer Zeit. Das Album ist von vorne bis hinten konzeptionell durchdacht und sehr stark. Der Vorwurf an uns selbst, dass wir uns kaputt machen, dass wir dadurch ständig hin und hergerissen sind, was die richtige Entscheidung ist und ob es überhaupt auf alles ein Antwort gibt, die Thematik gefällt mir erstaunlich gut!

Ich vermisse den poppigen früheren Sound der Band so gut wie gar nicht. Das energische, düstere und laute gefällt. Und obwohl sie sich so im Klang geändert haben, höre ich trotzdem deutlich heraus, dass es sich bei dieser Band um As It Is handelt.

Irgendwie sind die Jungs für mich kleine Weltverbesserer, denen trotzdem noch viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ich bin gespannt, was weitere Reaktionen auf “The Great Depression” sein werden und freu mich darauf, was da alles noch so kommen wird.

Wertung: 9/10

Band: As It Is
Album: The Great Depression
Veröffentlichung: 10.08.2018

Offizielle Website der Band

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