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ALESANA: Emocore is dead? Bericht von der Show in Köln
Wie schnelllebig die heutige Zeit ist, macht sich oft in Sachen Subkulturen und den damit verbundenen Musikstilen bemerkbar. Gerade mal ...
VON
Maik Krause
AM 02/09/2015
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Wie schnelllebig die heutige Zeit ist, macht sich oft in Sachen Subkulturen und den damit verbundenen Musikstilen bemerkbar. Gerade mal rund zehn Jahre ist es her, dass Baggy Pants und Red Caps gegen schwarze Haare und Vans‘ Slip Ons getauscht und zu den Klängen von Bands wie BILLY TALENT, PANIC AT THE DISCO, THE USED oder eben ALESANA die Moshpits unsicher gemacht wurde. Letztere gehörten vor allem in den USA, aber auch hierzulande zu den Helden der Emo(core)-Szene. 2015, drei Jahre nach ihrem letzten Gastspiel in Deutschland, scheint davon nichts mehr übrig zu sein.
Ich muss zugeben, ALESANA waren um 2006 rum Dauergäste in meinen Playlists und Mix-CDs, spätestens nach „The Emptiness“ (2009) verlor ich die Band dann aber aus den Augen – wie so viele andere wohl auch. 2012 noch in der Essigfabrik in Köln mit Bands wie WE CAME AS ROMANS, IWRESTLEDABEARONCE und GLAMOUR OF THE KILL zu Gast, bespielen die sechs Jungs aus North Carolina heute Abend „nur noch“ die Werkstatt in der Domstadt. Wer auf intime Shows steht, kommt heute voll und ganz auf seinen Geschmack, immerhin ist der Raum höchstens zur Hälfte gefüllt, als PATHWAYS aus München mit ihrem satten Melodic Hardcore auf der Bühne stehen. Sehr engagiert und durchaus packend, aber leider nur wenig erfolgreich, wenn es darum geht das alterstechnisch gut durchgemischte Publikum in Ekstase zu bringen. Auch LOVELESS aus London teilen dieses Schicksal, obgleich die Briten musikalisch etwas näher am Hauptact sind und dabei gut und gerne an die poppige Phase von AFI erinnern.
Auch als ALESANA die Bühne der Werkstatt betreten, nachdem der Soundcheck einige Zeit in Anspruch genommen hatte, droht das Publikum alles andere als Platzangst zu bekommen. Die Band macht dennoch das beste daraus. Sehr beweglich und topfit zeigen sich die sechs auf der für diese Anzahl an Musikern fast schon zu kleinen Stage. Shawn Milke, Clean-Sänger und Rhythmus-Gitarrist sieht noch am ehesten nach der Zeit aus, als 2006 Songs wie „Ambrosia“, „Congratulations, I Hate You“ oder „Tilting The Hourglass“ zu den Soundtracks vieler Myspace-Profile gehörten: schwarze, zur Seite geworfene Haare, dunkel betonte Augen, Lippenpiercing. Schreihals Dennis Lee teilt diesen Style schon länger nicht mehr. Alles andere als schlaksig, erinnert Lee eher an einen Hillbilly, der trotz alledem nach wie vor bis an die Schmerzgrenze hoch screamen oder wahlweise auch äußerst tief growlen kann.
Wer wie ich zu den Leuten gehört, die sich vor allem auf ältere Songs der Band freuen, wird heute Abend enttäuscht. Außer „Apology“, was als einziger Song in der Zugabe gespielt wird, finden sich ausschließlich Songs in der Setlist, die nach 2009 veröffentlicht wurden. Nostalgie, wenn man so will, kommt so also kaum auf. Böse kann man den Jungs allerdings auch nicht sein – viel zu sympathisch geben sie sich. So z.B. vor Beginn der Zugabe, als Lee alleine auf die Bühne kommt und ein paar Minuten mit den Fans scherzt, um so die Zeit zu überbrücken, die der Rest der Band noch Backstage verbringt. Doch schnell kommt Milke dazu und verrät, dass Lee alles andere als ein Fan von GREEN DAY sei, was dieser wiederum mit grimmigem Gesicht bestätigt und schon beginnt die Band das Intro von „When I Come Around“ (auf Dauerschleife) zu spielen. Bei „Apology“ wird es dann nochmal (verhältnismäßig) lauter, obwohl sich das Publikum auch hier bei den Sing-A-Longs eher schüchtern zurückhält. Lee weiß damit geschickt umzugehen, verlässt die Stage unbemerkt und schiebt sich die Crowd zurecht, indem er von hinten einige Leute nach vorne drückt, um dann selber in der Menge mit hoch gerissenen Armen ausgelassen zu tanzen.
Nach knapp einer Stunde sind ALESANA dann durch und hinterlassen bei den anwesenden Fans zwar einen guten Eindruck, lassen mich aber dennoch mit dem Gefühl zurück, dass zumindest hierzulande der Zug der Band abgefahren sein könnte. Auch die letzte Europa-Tour von DANCE GAVIN DANCE hatte gezeigt, dass der Post-Hardcore oder Emocore immer weiter an Popularität verloren hat – zum Leidwesen mancher, zur Freude mancher anderer.
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